Medical Tribune
12. Juni 2023Studie untermauert Epstein-Barr Virus-Hypothese in der MS-Pathogenese

Keine Multiple Sklerose ohne Epstein-Barr-Virus-Infektion?

Wie hängen Virusinfektionen mit Multipler Sklerose zusammen? Das war bisher in wissenschaftlichen Studien kaum zu klären. Mittlerweile kristallisiert sich aber heraus, dass die MS die seltene Komplikation einer vorhergehenden Epstein-Barr-Virus-Infektion sein könnte.

Das Epstein-Barr-Virus gerät zunehmend in Verdacht, Multiple Sklerose zu verursachen.
Dr_Microbe/gettyimages

Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung infiziert sich im Lauf des Lebens mit dem Epstein-Barr-Virus.

Zu den Durchbrüchen der letzten 25 Jahre bei der Multiplen Sklerose zählt die Erkenntnis, dass das Epstein-Barr-Virus (EBV) eine führende Ursache der MS sein dürfte, sagt Professor Dr. Alberto von der Harvard T. H. Chan School of Public Health und Harvard Medical School (1).

Eine aktuelle, unter Federführung von Prof. Ascherio durchgeführte, epidemiologische Studie liefert sogar neue Evidenz, dass sich ohne vorgängige EBV-Infektion keine MS entwickeln kann (2). Dabei zu berücksichtigen ist die Tatsache, dass einerseits EBV-Infektionen eine hohe Prävalenz von > 90 Prozent aufweisen, und auf der anderen Seite MS-Erkrankungen selten vorkommen (EBV-Paradox). Für die Schweiz wird eine Prävalenz von 0,15 Prozent angenommen.

MS bei EBV-Seronegativität selten

Schon seit vielen Jahren stehen Virusinfektionen als Auslöser einer MS in der Diskussion. Doch der Beweis für einen kausalen Zusammenhang scheiterte bisher. Während sich weder bei Personen mit Masern, Mumps, Windpocken oder Röteln ein erhöhtes relatives Risiko für eine spätere MS ergab, war das Risiko nach einer infektiösen Mononukleose um den Faktor 2,2 erhöht, so Prof. Ascherio.

Um den Inhalt zu sehen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.