Antibiotika in der Palliativmedizin
Sollte man bei Palliativ-Patienten eine Infektion dem natürlichen Verlauf überlassen oder mit Antibiotika behandeln? Ein Leitfaden hilft, rational im Sinne der Betroffenen und zur Vermeidung von Resistenzen zu entscheiden.
Mehr als jeder zweite Mensch am Ende seines Lebens erhält Antibiotika. Angesichts der zunehmenden Infektionen in dieser Phase scheint dies sinnvoll.
Infektion oder Entzündung?
Doch oft werden nichtinfektiöse Entzündungen fälschlicherweise als Infektion gedeutet. Antibiotika werden im palliativen Setting eingesetzt in der Hoffnung auf bessere Symptomkontrolle und längere Lebensdauer.
Dieser Nutzen ist jedoch nicht ausreichend belegt. Mögliche Nebenwirkungen, die die Lebensqualität der Betroffenen mindern können, sowie das Risiko von Pilz- oder Clostridioides-difficile-Infektionen stehen dem gegenüber. Zudem fördern Antibiotika resistente Erreger.
Ein interdisziplinärer Ansatz: Der Leitfaden aus St. Gallen
Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe des Antibiotic-Stewardship-Programms am Kantonsspital St. Gallen hat sich intensiv mit Infektionen am Lebensende beschäftigt (1). Die Erkenntnisse flossen in einen Leitfaden zum rationalen Einsatz von Antibiotika bei Patienten am Lebensende ein, den Dr. Susanne Rüfenacht und ihr Team erstellten.
- Rüfenacht S et al. Infektionen am Lebensende: ein praxisorientierter Leitfaden. Swiss Med Forum 2024; 24: 394–398; doi: 10.4414/smf.2024.1546853744