Medical Tribune
23. Juni 2024Unter geschlechtsangleichender Hormonbehandlung auf Herz und Gefässe achten!

Mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Trans-Personen

Immer mehr Trans-Personen nehmen eine Hormontherapie in Anspruch, um ihre körperliche Erscheinung ihrem empfundenen Geschlecht anzupassen. Schon länger vermutet man, dass dies ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen könnte. Ein niederländisches Forscherteam hat dies nun genauer untersucht.

Infolge ihrer Hormontherapie haben trans Personen ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko
MargJohnsonVA/stock.adobe.com

Die Autoren der Metaanalyse im European Journal im Endocrinology werteten dazu 22 Studien zu diesem Thema aus (1).

Fast 20.000 Trans-Frauen und 15.000 Trans-Männer untersucht

Der Pool umfasste 19.893 Trans-Frauen, 14.840 Trans-Männer sowie 434.700 Cis-Frauen und 371.547 Cis-Männer. Letztlich flossen zehn Studien ein, die Kontrollgruppen aus Cisgender-Personen desselben Geburtsgeschlechts enthielten.

Die Hormontherapie für Trans-Frauen bestand aus Estradiol in Form von Tabletten, transdermalen Pflastern, Gelen oder Injektionen. Die meisten nahmen zusätzlich Antiandrogene ein.

Trans-Männer erhielten Testosteron, meist intramuskulär, seltener als Gel.

Primäre Endpunkte in den Studien waren Schlaganfall, Myokardinfarkt (MI) und venöse Thromboembolien (VTE). Sekundäre Endpunkte umfassten das Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen insgesamt und den Tod durch eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Herz-Kreislauf-Risiko bei Trans-Personen deutlich höher

Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen war bei Trans-Personen dabei deutlich höher als bei Cis-Personen desselben Geburtsgeschlechts.

Die Inzidenz für Schlaganfälle, MI und VTE lag bei Trans-Frauen bei 1,8 Prozent, 1,2 Prozent und 1,6 Prozent (relatives Risiko, RR, gegenüber Cis-Männern: 1,3; 1,0 und 2,2). Bei Trans-Männern betrugen die entsprechenden Inzidenzen 0,8 Prozent, 0,6 Prozent und 0,7 Prozent (RR gegenüber Cis-Frauen: 1,3; 1,7 und 1,4).

Trans-Personen tragen damit ein um 40 Prozent höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Cisgender desselben Geburtsgeschlechts, fassen die Forscher zusammen. Dies verdeutlicht die Bedeutung eines kardiovaskulären Risikomanagements in dieser Patientengruppe. Künftige Studien sollten den potenziellen Einfluss von sozioökonomischen und Lebensstilfaktoren auf Trans-Personen untersuchen.