Ein Rauchstopp hilft depressionsgeplagten COPD-Patienten doppelt
Jeder dritte Patient mit COPD leidet unter einer psychischen Begleiterkrankung. Diese werden jedoch meist kaum beachtet. Dabei belasten Angst und Depression nicht nur den Patienten, sie torpedieren auch die Therapie und das Selbstmanagement. Eine Massnahme, die COPD-Symptome und die gequälte Psyche der Patienten gleichermassen erleichtert, ist ein Rauchstopp.
Jeder dritte COPD-Patient leidet an einer komorbiden Depression oder Angststörung, berichtet Prof. Dr. Ioanna Tsiligianni, Universität Kreta in Heraklion am ERS-Kongress (1). Die Prävalenz steigt mit dem Patientenalter und dem Schweregrad der Lungenerkrankung und kann bis zu 80 Prozent erreichen.
Ärzte scheuen sich ihrer Erfahrung nach, die psychischen Begleiterkrankungen anzugehen, weil sie fürchten, zeitlich und fachlich überfordert zu sein. Leitlinien helfen ihnen kaum weiter, da sie sich auf das eigentliche Krankheitsbild, die COPD, konzentrieren und Komorbiditäten oft nur oberflächlich abhandeln.
Mehr Exazerbationen und Rehospitalisierungen
Angst und Depression stören das Management der COPD in jeder Hinsicht. Die Lebensqualität leidet, die Patienten schaffen den Rauchstopp schwerer, halten sich nicht an Therapiepläne und Selbstmanagementstrategien. Das führt zu mehr Exazerbationen und (Re-)Hospitalisierungen, steigert die Kosten und reduziert die Lebenserwartung.
«Letztlich korrelieren Angst und Depression zusammen mit Atemnot und Belastungsintoleranz stärker mit dem Gesundheitsstatus als die gängigen Lungenfunktionsparameter, betont Prof. Tsiligianni. Wobei speziell die Atemnot Angst und Depression weiter fördert.
Letztlich entstehen so miteinander verflochtene Teufelskreise aus eingeschränkter Atmung, negativen Gedanken, Funktions- und Aktivitätseinschränkungen, die sich wechselseitig verstärken. Um sie zu durchbrechen, braucht es Interventionen, die die Symptome lindern, Angst und Stimmung bessern und vor allem die negativen Gedanken adressieren.
Aktiv zuhören und gut beobachten
Um rasch zu prüfen, ob der COPD-Patient mit Ängsten oder Depressionen kämpft, kann man in der Praxis Fragebogen wie PHQ-4 oder GAD-7 nutzen. Sie sind in vielen Sprachen verfügbar und erleichtern daher auch die Kommunikation mit Patienten, die nur wenig Deutsch sprechen und verstehen.
Im Arzt-Patienten-Gespräch kommt es auf Empathie, aktives Zuhören und gutes Beobachten an, vor allem von nonverbalen Signalen und der Körpersprache. Prof. Tsiligianni empfiehlt die OARS-Strategie: offene Fragen, Affirmation, Reflexion und Fazit (engl. summary).
Mit dem Rauchen aufzuhören hilft depressionsgeplagten COPD-Patienten doppelt
Rauchen verschärft die Probleme des Patienten: Abgesehen davon, dass eine starke Assoziation zwischen Tabakkonsum und psychischen Erkrankungen besteht, rauchen COPD-kranke Raucher mit mentalen Problemen mehr, leiden unter stärkerem Suchtdruck und schaffen den Ausstieg seltener als psychisch gesunde COPD-Patienten.
Was vielen Betroffenen, aber auch vielen Ärzten unbekannt ist: Ein erfolgreicher Rauchstopp verbessert die seelische Gesundheit, reduziert Angst und Depression mindestens genauso stark wie jedes Antidepressivum – wahrscheinlich sogar stärker.
Wenn Antidepressiva, dann SSRI
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