Immuntherapie in der Schwangerschaft: Strenge Risikoabwägung erforderlich
Für zahlreiche maligne Erkrankungen stehen wirksame Immuntherapien wie Checkpoint-Inhibitoren, Zytokine oder adoptive T-Zell-Therapien zur Verfügung. Welche Gefahren diese noch jungen Behandlungsansätze für Schwangere und ihre ungeborenen Kinder mit sich bringen, ist allerdings weitgehend unklar. Ein internationales Forscherteam fasst die verfügbare Evidenz zusammen.
"Das mütterliche Immunsystem ist in einer Schwangerschaft gleich doppelt gefordert", schreibt das Autorenteam in seinem Review in The Lancet Oncology. "Es darf einerseits die Frucht, welche zur Hälfte väterliche Antigene exprimiert, nicht abstossen, muss aber gleichzeitig weiterhin Schutz vor Pathogenen gewährleisten." Diese fetomaternale Toleranz ist das Resultat einer ausgeklügelten Immunmodulation. Eine erfolgreiche Implantation des Embryos mit Trophoblastinvasion und Plazentaausbildung sowie eine ungestörte Weiterentwicklung der Schwangerschaftsanlage sind nur möglich, wenn unzählige Hormone, Enzyme, Zytokine und Immunzellen, zum Beispiel natürliche Killerzellen, Makrophagen und Lymphozyten, zusammenarbeiten.
Immuntherapien können dieses sensible Gleichgewicht stören. Auch direkte fetotoxische Effekte der verschiedenen Wirkstoffe sind nach wie vor nicht auszuschliessen. Belastbare Daten am Menschen fehlen hierzu jedoch bislang – die meisten Informationen stammen aus theoretischen Überlegungen, Fallberichten und präklinischen Studien.