Medical Tribune
4. Sept. 2024Das Erkennen von Depression ist auch Suizid-Prävention

Psychiatrische Notfälle in der hausärztlichen Praxis

Der psychiatrische Notfall unterscheidet sich vom medizinischen Notfall in zwei wesentlichen Punkten: Er ist psychopathologisch bedingt und es kann, neben dem Risiko für eine Selbstgefährdung, auch eine Fremdgefährdung bestehen. Was auch Allgemeinpraktiker bei einem psychiatrischen Notfall berücksichtigen können, erläuterte der Psychiater und Psychotherapeut Dr. Alexander Zimmer* am Jahreskongress des Kollegiums für Hausarztmedizin (KHM).

Ein depressiver, gebrochener Mann hinter zerkratztem Glas hält verzweifelt den Kopf in seine Hände,
Jakub Krechowicz/stock.adobe.com
Schwere Depression und Suizidalität sind mit Abstand die häufigsten psychiatrischen Notfallsituationen.

Ein psychiatrischer Notfall ist immer eine schwierige Situation, selbst für erfahrene Profis. Unter grossem Zeitdruck muss die Situation rasch erfasst werden. Es muss beurteilt werden, ob die Verhaltensauffälligkeit somatisch oder psychisch bedingt, ob eine stationäre oder ambulante Behandlung die richtige und ob eine fürsorgerische Unterbringung notwendig ist. Auch an den Schutz von sich selbst und der Umgebung ist zu denken. «Besser man holt sich einmal zu viel als einmal zu wenig Unterstützung von Polizei und Sanität», empfahl Dr. Zimmer.

Die mit Abstand häufigste psychiatrische Notfallsituationen sind schwere depressive Zustände und Suizidalität. In der Schweiz begehen jedes Jahr etwa 1.000 Menschen einen Suizid – das sind drei pro Tag. Die Selbsttötungsversuche liegen etwa zehn bis zwanzig Mal höher. Die Suizidrate (also der relative Anteil von Suiziden innerhalb einer Altergruppe) ist bei hochbetagten Menschen ab 85 Jahren am höchsten. Bei 25- bis 44-jährigen Männern und bei 15- bis 24-jährigen Frauen stellen Suizide in absoluten Zahlen die häufigste Todesursache dar.

Drei Fragen helfen, die Suizidalität einzuordnen

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