Medical Tribune
21. Feb. 2013Herzmassage? Mund-zu-Mund-Beatmung?

Herzstillstand – können Sie reanimieren?

Stellen Sie sich vor, jemand bricht vor Ihren Augen zusammen und Sie müssen reanimieren. Wovor hätten Sie am meisten Angst? Vor der Mund-zu-Mund- Beatmung? Dass Sie mit einer fehlerhaften Herzmassage Schäden anrichten, z. B. eine Rippe brechen? Oder dass Sie reanimieren, obwohl die Person zwar bewusstlos ist, aber kein Herzstillstand vorliegt?

Lesen Sie hier vier Antworten auf Fragen, die bei Notfällen immer wieder für Verunsicherung sorgen.

Laienhelfern wird heute häufig empfohlen, sich auf die Herzmassage zu beschränken (mindestens 100-mal pro Minute das Brustbein mindestens 5 cm tief eindrücken). In diesem Zusammenhang wird der Herzstiftung oft die Frage gestellt: Leiste ich tatsächlich vollwertige Hilfe, wenn ich nur die Herzdruckmassage ausübe und die Mund-zu-Mund-Beatmung weglasse?

Ja! Forschungsergebnisse aus den letzten Jahren haben gezeigt, dass bei einem plötzlichen Herzstillstand eines Erwachsenen für etwa 8 Minuten ausreichend Sauerstoff im Blut ist. Das Problem ist jedoch, dass der Sauerstoff bei einem Herzstillstand nicht dort ankommt, wo er gebraucht wird: im Gehirn. Dorthin muss er also gepumpt werden. Das wird mit einer wirksamen Herzdruckmassage erreicht. Laienhelfer, die die Mund-zu-Mund-Beatmung nicht beherrschen, machen oft Fehler. Ungeübte sollten sich daher auf die Herzdruckmassage beschränken.

Was also tun? Wenn die bewusstlose Person nicht auf lautes Zurufen, Zwicken oder Kneifen reagiert, muss als erstes die 112 gewählt werden, damit so schnell wie möglich professionelle Hilfe vor Ort ist. Danach muss sofort mit der Wiederbelebung begonnen und nicht nach dem Puls gesucht werden. Warum?

Selbst für geübte Helfer ist es schwer, bei einer bewusstlosen Person den Puls zu beurteilen. Die Erfahrung zeigt, dass mit der Suche nach dem Puls wertvolle Zeit verloren geht.

Kann ich mit der Herzdruckmassage Schäden anrichten, wenn gar kein Herzstillstand vorliegt?

Nein. In diesem Fall kommt der Betroffene wieder zu Bewusstsein und Sie können mit der Herzdruckmassage aufhören.

Ich habe Angst, dass ich den Betroffenen bei der Herzdruckmassage verletze, zum Beispiel durch Rippenbrüche.

Bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung kann es zu Rippenbrüchen kommen. Dies ist kein Fehler der Herzdruckmassage, sondern bisweilen eine unvermeidbare Begleitwirkung. Eine oder mehrere gebrochene Rippen sind aber in einer solchen Situation das kleinere Problem.

Verantwortlich: Prof. Dr. med. Dietrich Andresen, Mitglied im Vorstand der Deutschen Herzstiftung und Direktor der Klinik für Innere Medizin - Kardiologie, Allgemeine Innere Medizin und konservative Intensivmedizin am Vivantes Klinikum Am Urban in Berlin

Quelle: Deutsche Herzstiftung e. V., www.herzstiftung.de