Medical Tribune
2. Juli 2025Speck verhindert Remission

Adipositas bei rheumatoider Arthritis

Übergewicht und Adipositas haben viele Schattenseiten. Eine davon scheint ihr Einfluss auf die Behandlung der rheumatoiden Arthritis zu sein. Dort wirken sie als Remissionsbremse – und zwar unabhängig von anderen Risikofaktoren.

Adipositas kann die Remission bei einer rheumatoiden Arthritis verhindern.
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Menschen mit Adipositas mit früher rheumatoider Arthritis (RA) erreichen unter Therapie seltener eine Remission als normalgewichtige. Ob dies an Begleiterkrankungen, einem ungesunden Lebensstil oder etwas anderem liegt, war bisher unklar.

Ein Team um Dr. Liselotte Tidblad vom Karolinska Institutet in Stockholm hat sich dieser Frage in einer neuen Studie angenommen (1).

Adipositas mindert die Remissionsraten unter Methotrexat

1.285 Patienten mit früher RA und begonnener Therapie mit Methotrexat (MTX) waren in die Untersuchung eingeschlossen. Als primärer Endpunkt galt eine verfehlte DAS28-Remission drei bzw. sechs Monate nach Start der MTX-Gabe. Erhoben wurden neben dem BMI u. a. Daten zu Begleit­erkrankungen, Ausbildung, körperlicher Aktivität, Alkoholkonsum und Raucherstatus.

Von den Teilnehmern mit vorhandenen DAS28-Daten verfehlten nach drei Monaten Therapie 54 Prozent eine Remission, nach sechs Monaten 53 Prozent. In den Gruppen der RA-Patienten mit Adipositas (BMI ≥ 30 kg/m2) und Übergewicht (BMI 25–29,9 kg/m2) waren dies 62 Prozent bzw. 53 Prozent nach drei Monaten, verglichen mit 52 Prozent bei den Normalgewichtigen (BMI 18,5–24,9 kg/m2). Nach sechs Monaten sahen die Raten verfehlter Remission ähnlich aus. 64 Prozent bei Personen mit Adipositas, 52 Prozent mit Übergewicht und 48 Prozent bei denjenigen mit Normalgewicht.

Remission insbesondere bei Frauen vereitelt

Nach Adjustierung für Alter und Geschlecht wiesen Personen mit Adipositas nach drei Monaten Therapie ein erhöhtes relatives Risiko (RR 1,20) für die Nicht-Remission auf, verglichen mit den Normgewichtigen. Berücksichtigte man zudem Alkoholkonsum, Rauchstatus, Bildungsstand, körperliche Aktivität und Glukokortikoideinnahme, blieb das RR bei 1,20. Selbst nach zusätzlicher Anpassung auf Begleiterkrankungen waren Teilnehmer mit erheblichem Übergewicht in puncto Remission im Nachteil (RR 1,16). Sechs Monate nach Therapiebeginn erwies sich der Einfluss der Adipositas als noch grösser, das RR betrug 1,33 ohne Adjustierung, 1,29 bei Teil- sowie 1,27 bei Volladjustierung.

Weitere Analysen zeigten, dass im volladjustierten Modell die Adipositas nur bei den Frauen, nicht aber bei den Männern die Remission vermehrt vereitelte. Bei den Rauchenden waren sowohl Übergewicht als auch Adipositas mit einer erhöhten Gefahr für ihr Nichterreichen nach sechs Monaten assoziiert (RR 1,24 bzw. 1,36 im Vergleich zu den normalgewichtigen Rauchenden).

Adipositas selbst oder Entzündung als RA-Trigger

Warum die Adipositas bei früher rheumatoider Arthritis und dem Beginn einer MTX-Therapie mit dem Verfehlen schwindender Symptome assoziiert ist, bleibt offen. Bisher angenommene Ursachen wie der Lebensstil oder Begleit­erkrankungen können dieser Studie zufolge das Phänomen nicht erklären.

Ob die Erkrankung selbst der triggernde Faktor ist oder eine stärkere systemische Entzündung, muss untersucht werden. Ebenso wie die Hypothese, dass ein Gewichtsverlust bei früher RA das Eintreten einer Remission unter MTX begünstigen könnte.