Medical Tribune
5. Mai 2025So lassen sich Komplikationen verhindern

Hypertonie-Management vor, während und nach der Schwangerschaft

Eine Schwangerschaftshypertonie geht mit dem Risiko ernster kardio- und zerebrovaskulärer Langzeitkomplikationen einher. Als Ziel sind Blutdruckwerte < 140/90 mmHg anzustreben. Was die konsequente Hypertonie-Kontrolle während der Schwangerschaft für die Gesundheit von Mutter und Kind tun kann, erläuterte Dr. Francesca Bonassin Tempesta, Universitätsspital Zürich, am Kardiologie Review Kurs.

Eine Hypertonie sollte schon vor einer Schwangerschaft korrigiert werden.
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Weltweit stehen 16 Prozent aller perinatalen mütterlichen Todesfälle im Zusammenhang mit einer Hypertonie, in Brasilien liegt die Rate sogar bei 22 Prozent, so Dr. Francesca Bonassin Tempesta, Leitende Oberärztin an der Klinik für Kardiologie des Universitätsspital Zürich.

Hypertonie und Komplikationen während der Schwangerschaft

Zu den hypertensiven Störungen in der Schwangerschaft gehört laut Dr. Bonassin Tempesta dabei auch die präexistente chronische Hyper­tonie, die bereits vor der 20. Schwangerschaftswoche besteht und postpartal länger als zwölf Wochen nachweisbar ist. Unter einer Gestations­hypertonie versteht man hingegen neu aufgetretene erhöhte Blutdruckwerte > 140/90 mmHg.

Bei einer Prä­eklampsie wird die Gestationshypertonie durch Proteinurie, tiefe Thrombozytenwerte, Lungenödem und Sehstörungen kompliziert. Von einer Eklampsie spricht man, wenn die Präeklamsie mit Krampfanfällen während der Schwangerschaft oder innerhalb von zehn Tagen postpartal einhergeht.

Kardiovaskuläre Risiken langfristig erhöht

Der Blutdruck während einer Schwangerschaft zeigt einen dynamischen Verlauf. So sinken die Blutdruckwerte bis zur 20. Schwangerschaftswoche ab, und steigen dann bis zur Entbindung kontinuierlich an. In der postpartalen Phase («4. Trimester») normalisieren sie sich sehr langsam wieder.

Zu den grundlegenden Determinanten des kardiovaskulären Risikos zählen neben Stress, geringer Resilienz und ungünstiger sozialer Situation auch Risikoschwangerschaften. Letztere gehen mit einem dreifach erhöhten Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) im späteren Leben der Mutter einher.

Das Risiko kardiovaskulärer Langzeitkonsequenzen aufgrund von hypertensiven Schwangerschaftskomplikationen fasste Dr. Bonassin Tempesta kurz zusammen. So besteht z.B. ein

  • 3,7-fach erhöhtes Risiko für eine chronische Hypertonie
  • 4,2-fach erhöhtes Risiko für eine Herzinsuffizienz
  • um 81 % höheres Schlaganfallrisiko

Gleichzeitig verdoppelt sich das Risiko für koronare Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen und Mortalität, verglichen mit normotensiven Schwangeren.

Hypertonie schon vor der Schwangerschaft korrigieren

Um es gar nicht erst zu Hypertonie-bedingten Komplikationen kommen zu lassen, sollten junge Frauen frühzeitig auf die Bedeutung der präkonzeptionellen Gesundheit hingewiesen werden. Dazu zählen beispielsweise eine gesunde Ernährung, körperliche Aktivität, Vermeiden von Adipositas und auch die regelmässige Kontrolle von Gewicht und Blutdruck.

Die 2024 publizierten Guidelines der European Society of Cardiology (ESC) plädieren für eine pharmakologische Behandlung des erhöhten Blutdrucks bereits vor einer Schwangerschaft. Das prospektive ROPAC-Register der ESC (Registry of Pregnancy and Cardiac Disease) lieferte wichtige Erkenntnisse für die Praxis.

Blutdruckmedikamente gehen in die Muttermilch über

Die Einnahme von ACE-Hemmern im ersten Trimester der Schwangerschaft ist mit einer erhöhten Rate an kongenitalen Anomalien assoziiert (Odds Ratio 3,2), weshalb diese Medikamente bereits wenige Tage vor der Konzeption abgesetzt werden sollten. Zur medikamentösen Behandlung einer arteriellen Hypertonie in der Schwangerschaft eignen sich Betablocker wie Labetalol oder Metoprolol, darüber hinaus auch Methyldopa oder Kalziumantagonisten wie Nifedipin oder Amlodipin.

Nach der Geburt ist die Situation erneut zu beurteilen und das weitere therapeutische Vorgehen zu besprechen, da alle blutdrucksenkenden Medikamente in die Muttermilch übergehen. Dabei darf nie aus dem Blick geraten, dass nicht die Hypertonie in der Schwangerschaft an sich behandelt wird, sondern eine schwangere Frau, deren Bluthochdruck einer angemessenen Therapie bedarf.