Medical Tribune
5. Dez. 2024Risiko in den ersten 6 Monaten deutlich erhöht

Typ-2-Diabetes nach Covid-19 bei Kindern und Jugendlichen

Um rund 50 Prozent könnte eine kürzlich durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion das Risiko für Typ-2-Diabetes bei Jugendlichen erhöhen. Das ist das Ergebnis einer Studie mit weltweiten Patientendaten.

Covid-19 begünstigt die Entstehung von Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen.
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Die retrospektive Kohortenstudie in JAMA Network Open (1) untersuchte die Daten von mehr als 600.000 Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren. Sie hatten entweder eine SARS-CoV-2-Infektion oder einen anderen Atemwegsinfekt durchgemacht.

Jugendliche, die an Covid-19 erkrankt waren, hatten in den ersten sechs Monaten danach ein signifikant erhöhtes Risiko für eine Typ-2-Diabetes-Diagnose.

Wachsende Hinweise auf einen Zusammenhang

Zunehmend legen Studien nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen COVID-19 und Diabetes geben könnte. So ergaben Untersuchungen bei Erwachsenen, dass eine SARS-CoV-2-Infektion das Risiko für neue Diabetes-Diagnosen erhöht – sowohl für Typ-1- als auch für Typ-2-Diabetes.

Eine gross angelegte Kohortenstudie aus Deutschland zeigte etwa im Jahr 2022, dass Erwachsene ohne vorherige Diabetes-Diagnose, die an COVID-19 erkrankt waren, innerhalb der ersten Monate nach der Infektion ein um rund 30 Prozent erhöhtes Risiko für eine Typ-2-Diabetes-Diagnose hatten.

Auch bei Kindern und Jugendlichen gibt es erste Hinweise. Das zeigen etwa Analysen aus den USA und Daten eines weltweiten pädiatrischen Diabetes-Registers.

Typ-2-Diabetesrisiko steigt in den ersten 6 Monaten nach Infektion deutlich an

Die hier besprochene Studie ging einen Schritt weiter, indem sie spezifisch auf Typ-2-Diabetes bei Jugendlichen achtete. Typ-2-Diabetes wird in dieser Altersgruppe vor allem von Adipositas und Lebensstilfaktoren beeinflusst.

Die Forscher analysierten elektronische Gesundheitsdaten über eine globale Forschungsplattform. Teil nahmen jeweils 306.801 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 19 Jahren. Bei ihnen wurde zwischen dem 1. Januar 2020 und dem 31. Dezember 2022 entweder Covid-19- oder andere Atemwegsinfektion (wie Influenza, Pneumonie oder andere respiratorische Infekte) dokumentiert. Keiner der Teilnehmer litt zum Zeitpunkt des Studienbeginns an Diabetes.

In der Analyse war das Risiko der Teilnehmer für eine neue Typ-2-Diabetesdiagnose ab einem Monat nach einer SARS-CoV-2-Infektion signifikant erhöht. Danach stieg dieses weiter an. Sechs Monate nach Feststellung der Covid-19-Infektion war das Risiko um 58 Prozent erhöht.

Ähnliche Ergebnisse zeigten sich auch, wenn die Forscher die Analyse auf Jugendliche mit bekannten Risikofaktoren wie Übergewicht und Adipositas oder auf hospitalisierte Patienten beschränkten.

Hintergründe und Interpretation

«Das ist ein enormer Anstieg», sagt Studienleiterin Pauline Terebuh, MD, MPH, Case Western Reserve University in Cleveland, Ohio, gegenüber der Washington Post. «Wenn bei einem Kind ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert wird, lebt es lange mit dieser chronischen Erkrankung.»

Als mögliche Gründe nennen die Autoren, dass eine SARS-CoV-2-Infektion als zusätzlicher metabolischer Stress wirken könnte, der bei anfälligen Kindern einen Typ-2-Diabetes auslösen kann. Auch, dass Covid-19 zur Betazell-Zerstörung führen könnte, wurde in der Vergangenheit immer wieder diskutiert.

Was passiert bei Covid-19 mit dem Zuckerstoffwechsel?

Ein weiteres Indiz für einen Zusammenhang zwischen dem Zuckerstoffwechsel und Covid-19 ist, dass häufig entgleiste Blutzuckerwerte bei Patienten mit schweren Verläufen nach SARS-CoV-2-Infektion beobachtet wurden. Zudem scheint das Antidiabetikum Metformin das Risiko für Gesundheitsprobleme während und nach der Infektion zu verringern.