Medical Tribune
31. Okt. 2024CPI schneiden besser ab als Zytostatika

Checkpoint-Inhibitoren und Schwangerschaft

Eine Krebsdiagnose während der Schwangerschaft stellt Eltern und Ärzte vor eine schwierige Aufgabe: das Leben der Mutter retten, ohne das ungeborene Kind durch die Therapie zu gefährden. Eine aktuelle Analyse untersuchte das Risikoprofil von Checkpoint-Inhibitoren.

In der Schwangerschaft schnitten Checkpoint-Inhibitoren besser ab als Zytostatika.
Taras Grebinets/stock.adobe.com

Checkpoint-Inhibitoren hemmen regulatorische Schlüsselproteine des Immunsystems wie CTLA4, LAG3, PD1 oder PD-L1 und aktivieren so die körpereigene ­T-Zell-vermittelte Tumorabwehr.

Sicherheitsbedenken während der Schwangerschaft

Angesichts der komplexen Dynamik der Immuntoleranz zwischen Mutter und Fötus stellt sich die Frage nach der Sicherheit von Checkpoint-Inhibitoren während der Schwangerschaft, erklärt Dr. Paul Gougis vom Institut Curie der Universität Paris (1).

In der globalen Pharmakovigilanz-Datenbank der WHO (VigiBase) sind 91 Fälle von Checkpoint-Inhibitor-Anwendungen bei Schwangeren verzeichnet.

Dr. Gougis und sein Team prüften, ob diese Präparate im Vergleich zu anderen Onkotherapeutika häufiger negative Auswirkungen auf die Schwangerschaft haben. Sie berücksichtigten 45 unerwünschte Ereignisse wie Fehlbildungen, Frühgeburt oder Komplikationen. Das Vergleichskollektiv umfasste 3.467 dokumentierte Fälle von Expositionen gegenüber anderen Krebsmedikamenten.

Mehr als 3500 Krebsbehandlungen analysiert

Die Checkpoint-Inhibitor-exponierten Schwangeren – meist mit Melanomen und Lymphomen diagnostiziert – waren im Median knapp 29 Jahre alt. 81 erhielten eine Monotherapie, zehn zusätzlich Zytostatika. Unerwünschte Ereignisse traten bei rund 42 Prozent der Checkpoint-Inhibitor-exponierten und bei etwa 57 Prozent der anderen Schwangeren auf.

Frauen, die mit einer Kombination aus PD1- und CTLA4-Antikörpern behandelt wurden, erlitten signifikant häufiger Frühgeburten (Reporting Odds Ratio 13,87; 95%-KI 3,90–49,28; p < 0,001). Als Monotherapie erhöhten die Checkpoint-Inhibitoren das Frühgeburtsrisiko nicht.

Insgesamt verzeichneten die Forscher drei möglicherweise immunvermittelte Ereignisse:

  • Pneumonitis,
  • Thyreoiditis
  • Antiphospholipidsyndrom mit Spontanabort
  • fetale Pneumonitis mit neonatalem Atemnotsyndrom sowie
  • transiente kongenitale Hypothyreose.

Checkpoint-Inhibitoren im Einzelfall möglich, wenn Nutzen überwiegt

Obwohl die vorgeburtliche Checkpoint-Inhibitor-Exposition weniger Risiken birgt als angenommen, raten Dr. Gougis und Experten grundsätzlich von einer Anwendung in der Schwangerschaft ab. Im Einzelfall sei ein Einsatz nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung möglich.

Die Aufgabe, Eltern bei solchen schweren Entscheidungen zu unterstützen, liegt bei Pränatalmedizinern, betonen Dr. Alisa Kachikis und Prof. Dr. Linda Eckert von der University of Washington in Seattle in einem begleitenden Editorial (2). Sie heben die Bedeutung der Dokumentation von Schwangerschaftsverläufen in Registern und Datenbanken hervor.