Medical Tribune
29. Nov. 2023ESMO 2023

Melanom: Mehr als die Hälfte der Tumoren schrumpften mit neoadjuvantem Pembrolizumab

Eine präoperative Immuntherapie mit Pembrolizumab kann das klinische Ergebnis von Patienten mit resezierbarem Melanom im Stadium III-IV verbessern. Jetzt zeigt eine Untersuchung, dass die Hälfte der Patienten auch ein deutliches pathologisches Ansprechen auf die neoadjuvante Therapie hatten. Dieses korrelierte in der SWOG S1801-Studie mit der klinischen Pronose.

Neoadjuvantes Pembrolizumab erzielte ein pathologisches Ansprechen beim Melanom.
Andy Roberts/KOTO/stock.adobe.com

Von einer präoperativen Immuntherapie erhofft man sich eine Aktivierung des tumorspezifischen Immunsystems, während der Tumor noch vorhanden ist, erklärt die Leiterin der SWOG S1801-Studie Sapna P. Patel, MD, vom texanischen MD Anderson Cancer Center, am diesjährigen Europäischen Onkologenkongress ESMO (1).

Das neoadjuvante Vorgehen soll dabei bessere Immunantworten ermöglichen – ein eventuelles Schrumpfen des Tumors ist, im Gegensatz zu anderen neoadjuvanten Therapien, nur ein Nebenziel, erinnert Dr. Patel.

Lässt eine neoadjuvante Immuntherapie Melanome schrumpfen?

Die nun vorgestellte explorative Untersuchung der SWOG S1801-Studie sollte dennoch klären, ob ein initiales pathologisches Ansprechen von Tumoren auf eine neoadjuvante Immuntherapie Schlüsse auf das klinische Ergebnis von Melanom-Patienten zulässt.

Insgesamt 281 Patienten mit operablem Melanom im Stadium III-IV wurden eingeschlossen. Von ihnen wurden 138 mit einer neoadjuvanten, gefolgt von einer adjuvanten Immuntherapie mit Pembrolizumab behandelt. 143 weitere Patienten erhielten lediglich die adjuvante Behandlung.

Bereits im März 2023 wurde bekannt, dass Studienteilnehmer, die zusätzlich auch neoadjuvante Behandlung erhielten, ein signifikant besseres ereignisfreies Überleben aufwiesen als rein adjuvant behandelte Patienten (2).

Von insgesamt 105 neoadjuvant behandelten Patienten stand nach der Operation Gewebsmaterial für die pathologische Untersuchung zur Verfügung; die meisten davon Proben von Lymphknoten. Diese wurden zentral vom selben Pathologen verblindet analysiert.

51 Prozent hatten relevantes pathologisches Ansprechen

Die pathologische Analyse zeigte, dass bei 40 Prozent der neoadjuvant behandelten Patienten ein pathologisches Komplettansprechen (pathologic complete response) vorlag. Elf weitere Prozent hatten ein beinahe komplettes pathologisches Ansprechen (pathologic near complete response). Damit profitierten 51 Prozent der Studienteilnehmer mit einer Major pathologic Response, definiert als ein Anteil an lebensfähigen Tumorzellen von unter zehn Prozent in der untersuchten Gewebeprobe.

Ein pathologisches Ansprechen ging in der Studie mit einem besseren rezidivfreien Überleben einher. Dieses betrug nach 24 Monaten 97 Prozent bei denjenigen Patienten, deren Tumore ein pathologisches Komplettansprechen erreicht hatten, versus 48 Prozent bei den pathologischen Non-Respondern.

«Pathologisches Ansprechen nicht überbewerten»

Obwohl das pathologische Ansprechen möglicherweise auf die Prognose schliessen lässt, warnt Hauptautorin Dr. Patel davor, dieses überzubewerten. «Ist kein pathologisches Ansprechen sichtbar, heisst das, dass man die Therapie noch optimieren kann. Mit hoher Wahrscheinlichkeit profitieren aber auch solche Patienten von einer neoadjuvanten Immuntherapie.»