Diabetisches Fusssyndrom: Periphere Gefässe nicht vergessen
Der Gefässstatus sollte bei allen Patienten mit Diabetes mindestens einmal im Jahr überprüft werden. Denn rund sechs Prozent der Diabetiker entwickeln ein diabetisches Fusssyndrom. Spätestens wenn die Fusspulse nicht gut tastbar sind, gehören auch eine Doppler-Druckmessung und eine Duplexsonografie dazu.
Rund sechs der Patienten mit Diabetes leiden unter einem diabetischen Fusssyndrom, 25–40 Prozent von ihnen entwickeln es im Verlauf der Erkrankung. Angesichts dieser Zahlen wird schnell klar, dass man die peripheren Gefässe bei Menschen mit Diabetes immer im Auge behalten muss, betont PD Dr. Ludwig Caspary, niedergelassener Angiologe aus Hannover (1).
Diabetisches Fusssyndrom neigt zu Rezidiven
Hauptrisikofaktoren für eine Amputation sind diabetische Polyneuropathie und PAVK, die vor allem in Kombination zur grossen Gefahr werden. Auch wenn man ein diabetisches Fusssyndrom zur Abheilung gebracht hat, darf man sich nicht zurücklehnen – das Risiko für Rezidive ist hoch und die Betroffenen bleiben dauerhaft gefährdet.
Bei einem diabetischen Fusssyndrom mit Angiopathie sollte so rasch wie möglich eine Revaskularisation erfolgen, da sich die Prognose und die Chance für eine Ulkusheilung dadurch deutlich verbessern, betonte der Angiologe. Betroffene mit PAVK haben zudem oft weitere atherogene Risikofaktoren und eine deutlich erhöhte KHK- Prävalenz.
Eine erste orientierende Untersuchung ist das Tasten der Fusspulse. Gelingt dies gut und bestehen weder Claudicatio noch trophische Störungen, reicht eine jährliche klinische Kontrolle aus. Sind die Fusspulse nicht tastbar, sollte in jedem Fall eine Doppler-Druckmessung erfolgen und der Arm-Bein-Index (ABI) bestimmt werden.
Allerdings kann die Aussagekraft bei Diabetes mit Mediasklerose eingeschränkt sein – das gilt auch für automatisierte oszillografische Verfahren. Die technisch aufwendige Zehendruckmessung korreliert eng mit dem ABI und bietet keinen diagnostischen Vorteil. Eine transkutane Sauerstoffdruckmessung eignet sich aufgrund des technischen und zeitlichen Aufwandes eher für die Anwendung in Kliniken.
Duplexsonografie reduziert Amputationsrate
Das aussagefähigste nichtinvasive Verfahren ist die Duplexsonografie. Hiermit lässt sich die periphere Perfusion valide bewerten, die Verschlusslokalisation erfassen und ebenso die Indikation für die Revaskularisierung einschätzen. Auch aus kalzifizierten Gefässen sind Flusssignale ableitbar. Durch den frühzeitigen Einsatz dieses Verfahrens konnte die Amputationsrate innerhalb von fünf Jahren um 25 Prozent gesenkt werden.
Bei reduzierten Dopplerdrücken (oder pathologischen Befunden der alternativen Untersuchungen) sollten noch einmal Risikofaktoren wie LDL-Cholesterin, Nikotin oder Übergewicht in Angriff genommen werden. Im Fall einer Claudicatio intermittens mit geringem Leidensdruck steht ein Bewegungs- und Gehtraining im Vordergrund. Eine Duplexsonografie erfolgt am besten jährlich, bei stabilen Verläufen evtl. seltener. Besteht hoher Leidensdruck, sollte man dem Patienten kurzfristig eine Duplexsonografie angebieten, um Revaskularisierungsmöglichkeiten abzuklären.
Leiden die Betroffenen unter einem diabetischen Fusssyndrom, haben aber gut tastbare Fusspulse, können klinische Verlaufskontrollen ausreichend sein. Massnahmen wie Wundversorgung und Druckentlastung stehen dann im Vordergrund. Sind die Fusspulse nicht tastbar oder kommt es zu einer klinischen Verschlechterung, ist umgehend eine Duplexsonografie erforderlich.
Nach einem vaskulären Eingriff und stabilem Verlauf sollte alle drei bis sechs Monate eine klinische Kontrolle erfolgen. In der Anfangszeit empfiehlt sich zudem eine jährliche Duplexsonografie. Der kurzfristige Einsatz dieses Verfahrens ist aber auch bei jeder neuen Symptomatik erforderlich.
- Caspary L. Überwachung der peripheren Gefäße beim Diabetiker: Wer, wann, wie und wie oft? Diabetes Herbsttagung 2022, 24.-26.11.2022, Wiesbaden