Wann ist nach dem ersten Krampfanfall eine antikonvulsive Therapie nötig?
Viele Patienten erleiden irgendwann einen Krampfanfall. Die meisten erleben jedoch nie wieder einen zweiten. Bei der Entscheidung, wer sofort eine antikonvulsive Therapie erhalten sollte, spielt vor allem eine gründliche Eigen- und Fremdanamnese und ein EEG über die Nachtstunden eine wichtige Rolle.
Geschätzt jeder Zehnte macht irgendwann im Leben einen Krampfanfall durch – zwei von drei Betroffenen bleiben danach anfallsfrei. Dass das Phänomen so häufig auftritt, darf aber nicht dazu verleiten, ein erstes Ereignis weniger ernst zu nehmen, betont Dr. Mar Carreño Martínez, Universität Barcelona (1). Eine allenfalls indizierte Therapie sollte daher nicht verschleppt werden.
Zum einen können sich dahinter lebensbedrohliche metabolische Entgleisungen, Drogenabusus, Arzneimitteltoxizität oder strukturelle Hirndefekte verbergen. Zum anderen markiert der Anfall in einigen Fällen den Beginn einer Epilepsie, die einer Behandlung bedarf, auch um kognitive und psychiatrische Komplikationen zu vermeiden.
Veraltete Definition spukt noch in den Köpfen
Die vielen Ärzten noch immer geläufige Definition, dass die Diagnose Epilepsie zwei oder mehr unprovozierte Krampfanfälle im Abstand von mehr als 24 Stunden voraussetzt, ist obsolet. Denn es gibt auch Patienten mit eindeutigem klinischem Bild und auffälligem EEG-Befund, bei denen man keinen zweiten Anfall abwarten kann, bevor sie eine Therapie erhalten.
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