Medical Tribune
20. Jan. 2023Wirksameres, verträglicheres und kürzeres Regime

Ewing-Sarkom: Amerikanischer Standard zukünftig wohl auch in Europa gültig

Das Ewing-Sarkom wurde in Europa und den USA bislang mit zwei verschiedenen Chemotherapie-Regimen behandelt. Ein randomisierter Vergleich erfolgte nun erstmals in einer multinationalen Studie. Darin war die amerikanische Variante deutlich überlegen.

Beim Ewing-Sarkom wird künftig wohl der amerikanische Standard bei der Chemotherapie gelten
kdshutterman/gettyimages

Das Ewing-Sarkom ist ein seltener Knochen- oder Weichteiltumor – in ganz Europa werden pro Jahr zwischen 500 und 600 Fälle diagnostiziert. Rund 80 Prozent der Erkrankten sind Kinder und junge Erwachsene. Mit Kombinations-Chemotherapien werden Drei-Jahres-Raten für das ereignisfreie Überleben (EFS) von rund 65 Prozent erreicht. Das Gesamtüberleben beträgt nach drei Jahren ca. 75 Prozent.

Im metastasierten Stadium sinken die Raten leicht. Liegen extrapulmonale bzw. extrapleurale Filiae vor, sind die Aussichten mit einer Überlebensrate von knapp 30 Prozent deutlich schlechter.

Die in den USA und in Europa gebräuchlichen Chemotherapien unterscheiden sich nach Zusammensetzung und Dauer. Eine multinationale Arbeitsgruppe verglich nun in der Phase-III-Studie EURO EWING 2012 die beiden Regime (1). Zwischen 2014 und 2019 randomisierten sie 640 Patienten im medianen Alter von 15 Jahren (2–49) aus 110 Zentren in zwei Behandlungsarme (siehe Kasten).

Europäisch vs. US-amerikanisch

Das europäische Regime bestand aus einer Induktion mit Vincristin, Ifosfamid, Doxorubicin und Etoposid (VIDE) sowie einer Konsolidierung, deren Zusammensetzung vom Risiko abhing: Patient:innen mit lokalisierter Erkrankung und geringem Rezidivrisiko erhielten einen Zyklus Vincristin, Actinomycin D und Ifosfamid (VAI) und sieben Zyklen Vincristin, Actinomycin D und Cyclophosphamid (VAC). Hatten sie ein hohes Risiko wurden sie mit einem Zyklus VAI und einem Zyklus Busulfan und Melphalan behandelt. Bestanden Kontraindika­tionen gegen letztere Substanzen oder wiesen die Betroffenen Lymphknoten- oder Fernmetastasen auf, erhielten sie acht Zyklen VAI.

Das amerikanische Regime umfasste die Induktion aus neun Zyklen von alternierendem VDC (Vincristin, Doxorubicin, Cyclophosphamid) und IE (Ifosfamid, Etoposid) und die Konsolidierung aus fünf Zyklen alternierendem IE und VC oder einem Zyklus VAI mit Busulfan und Melphalan (letzteres Regime bei lokalisierter Hochrisiko-Erkrankung ohne Kontraindikationen für die beiden Substanzen).

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