Medical Tribune
3. Nov. 2022Diskussionen über präventiven Stellenwert des Plättchenhemmers am ESC

Wackelt der Platz von ASS?

Die Acetylsalicylsäure (ASS) ist aus Prävention und Behandlung kardiovaskulärer Krankheiten nicht wegzudenken. Wirklich? Darüber liess sich am ESC 2022 trefflich streiten.

Nicht alle Experten sind überzeugt, dass ASS mehr Nutzen als Schaden in der kardiovaskulären Prävention mit sich bringt
soleg/gettyimages

Der Kardiologe Dr. Carlos Aguiar vom Hospital Santa Cruz in Lissabon macht sich für ASS stark. Bei Herzinfarkt-Patienten kann der Plättchenhemmer in den ersten 35 Tagen die kumulative Rate an vaskulären Todesfällen um 23 Prozent gegenüber Placebo senken, erklärte der Kollege. Nach ischämischem Schlaganfall vermindert er die Rate erneuter Insulte in den ersten zwölf Wochen um 53 Prozent. Für beide Indikationen besteht daher in der Leitlinie eine Klasse-1A-Empfehlung.

Was die Primärprävention angeht, zeigt ein in diesem Jahr aktualisiertes Review mit Daten von knapp 135.000 Patienten einen begrenzten Nutzen niedrig dosierter ASS. Unter der Therapie gab es zehn Prozent weniger schwere kardiovaskuläre Ereignisse, elf Prozent weniger Herzinfarkte und 18 Prozent weniger Schlaganfälle. Der Benefit war vor allem in den ersten ein bis zwei Jahren zu beobachten. Erkauft wurde er mit signifikant mehr Blutungen, besonders im ers­ten Jahr. So stieg die Häufigkeit gast­rointestinaler Blutungen um 58 Prozent, die intrakranieller um 31 Prozent. Auf die Mortalität hatte die Prophylaxe keinen Einfluss.

Clopidogrel und Ticagrelor zum Teil überlegen

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