Medical Tribune
27. Mai 2022Schlechtes Gewissen, Insulin-Purging und Binge Eating

Essstörungen und Diabetes

Bei hohen HbA1c-Werten oder starken Schwankungen von Blutzucker und Körpergewicht sollte man Menschen mit Diabetes vorsichtig auf ihre Zufriedenheit mit ihrer Figur und auf ihr Essverhalten ansprechen. Denn dem kann eine Essstörung zugrunde liegen.

Massband in gelb
emrah_oztas/gettyimages

Viele Verhaltensweisen, die bei stoffwechselgesunden Personen als mögliche Vorboten einer Essstörung gelten, sind bei einem Diabetes nur schwer zu vermeiden, so Dr. Andrea­ Benecke, Universitätsklinik Mainz (1). Dazu gehören beim Typ-1-Dia­betes z.B. ein schlechtes Gewissen nach dem «Naschen» oder ungesundem Essen, die Ritualisierung des Essens, die ständige Berechnung von Kohlenhydraten, permanentes Bereithalten von kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln für den Fall von Hypoglykämien, gezügeltes oder kontrolliertes Essen und das Aushalten von Hungergefühlen. «Kommt dann noch eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Gewicht und Körperschema dazu, ist das Risiko für ein gestörtes Essverhalten hoch», so Dr. Benecke.

Insulin-Purging ist eine Form von Bulimia nervosa

Auf das Problem des Insulin-Purging ging Dr. Ute­ ­Engelbach, Universitätsklinikum Frankfurt, ein. Darunter versteht man das bewusste Weglassen von Insulindosen zum Erreichen eines Gewichtsverlustes. «Im Grunde ist das eine Form der Bulimia nervosa, nur dass statt Erbrechen und Laxanzien das Insulin zur Gewichtsabnahme eingesetzt wird.» Die Prävalenz dieser «Diabulimie» ist vor allem bei Frauen und Mädchen mit Typ-1-Diabetes deutlich erhöht.

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