Medical Tribune
22. März 2022Überlebensvorteil klettert im Follow-up

HER2CLIMB: Jede zweite Frau mit HER2+ MBC übersteht zwei Jahre

Die HER2CLIMB-Studie führte zur Zulassung von Tucatinib zusätzlich zum Standard aus Trastuzumab/Capecitabin bei Patientinnen mit HER2+ metastasiertem Mammakarzinom. Denn der Primäranalyse zufolge verlängerte das Regime das Überleben signifikant. Die jetzt vorgestellte unverblindete Langzeitbeobachtung nach median knapp 30 Monaten bestätigt den Benefit.

Fluoreszenz-In-Situ-Hybridisierung auf HER2
wikimedia commons/Anistalista

An der Phase-3-Studie HER2CLIMB nahmen 612 Frauen mit metastasiertem HER2+ Brustkrebs teil. Sie erhielten in einer 2:1-Randomisierung entweder das Prüfregime aus Tucatinib zusätzlich zu Trastuzumab/Capecitabin oder den Standard. Alle Patientinnen waren mit Trastuzumab, Pertuzumab und Trastuzumab Emtansin (T-DM1) im (neo-)adjuvanten bzw. metastasierten Setting vorbehandelt.

«Eine Besonderheit der Studie ist, dass auch Patientinnen mit aktiven Hirnmetastasen eingeschlossen werden konnten», erläutert Professor Dr. Volkmar Müller, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, im Zuge seines Vortrages auf der DGHO-Jahrestagung (1). Dies sei wichtig, da aufgrund der längeren Überlebenszeit mittlerweile etwa die Hälfte der HER2+ MBC-Patientinnen im Krankheitsverlauf Hirnmetastasen entwickle.

Sterberisiko sank um mehr als ein Viertel

Die vorgestellte unverblindete Langzeitauswertung ist eine im Prüfplan vordefinierte Analyse, die rund zwei Jahre nach Randomisierung der letzten Patientin erfolgen sollte. Von etwa einem Viertel der Teilnehmerinnen liegen Langzeitdaten mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 29,6 Monaten vor. Zum Auswertungszeitpunkt befanden sich im Tucatinib-Arm noch 8,5 Prozent der Patientinnen unter Therapie, im Vergleich zu 0,5 Prozent im Kontrollarm.

Noch immer verlängerte das Prüfregime das Überleben signifikant um absolut 5,5 Monate im Vergleich zum Standard (24,7 Monate vs. 19,2 Monate). Das Sterberisiko sank um 27 Prozent (HR 0,73; p = 0,004). Nach zwei Jahren lebten noch 51 Prozent der Frauen im Tucatinibarm verglichen mit 40 Prozent in der Kontrollgruppe.

Abbruchrate ähnelte sich in beiden Gruppen

Sensitivitätsanalysen, die die 12,9 Prozent Cross-over-Patientinnen berücksichtigen, ergaben laut Prof. Müller konsistente Ergebnisse. Auch der Vorteil hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens wurde aufrechterhalten (HR 0,57; p < 0,00001).

Bezogen auf die Gesamtpopulation bestätigte sich der OS-Vorteil als konsistent in den vordefinierten Subgruppen, unter anderem auch bei den Patientinnen mit Hirnmetastasen. Bemerkenswert sei, dass die Therapieabsetzrate in der Tucatinibgruppe nicht klinisch relevant erhöht war gegenüber dem Kontrollarm mit 5,9 vs. 4,1 Prozent. Und dies, obwohl die mediane Expositionsdauer des Prüfregimes aufgrund des längeren Therapieansprechens länger ausfiel (7,4 Monate vs. 4,4 Monate). «Insgesamt stimmt das Sicherheitsprofil mit der primären Auswertung überein», schliesst Prof. Müller.

Referenz
  1. Müller V et al. Abstract V540. Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie (DGHO) 2021, 1. bis 4. Oktober 2021, Hybridveranstaltung, Berlin