Medical Tribune
20. Feb. 2023Ziel ist die fristgerechte Entbindung

Brustkrebs in der Schwangerschaft: Was jetzt möglich ist

Wird bei Schwangeren ein Mammakarzinom vermutet, lassen sich viele diagnostische Schritte normal durchführen. Und auch wenn sich die Diagnose Brustkrebs bestätigt, stehen einige Therapieoptionen zur Verfügung. Die Schwangerschaft beenden muss man hingegen nur in den seltensten Fällen.

Bei einem Brustkrebs in der Schwangerschaft stehen einige diagnostische und therapeutische Optionen zur Verfügung.
Prostock-Studio/gettyimages

Rund drei Prozent aller Mammakarzinome werden während der Gravidität ­diagnostiziert.

«Wird bei einer Schwangeren ein Mammakarzinom entdeckt, bieten die jährlich aktualisierten Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO), Kommission Mamma, eine gute Orientierungshilfe für die Diagnostik und Therapie», betont Professor Dr. Christoph Mundhenke­, Klinikum Bayreuth (1).

Viele diagnostische Schritte sind auch bei Brustkrebs in der Schwangerschaft unproblematisch

Unproblematisch ist in der Schwangerschaft die bioptische Abklärung mit Lokal­anästhesie. Unter entsprechender Abschirmung des Abdomens könnten üblicherweise auch ein Röntgenthorax und eine Mammografie durchgeführt werden. Die Diagnostik mittels CT ist hingegen kontraindiziert, ebenso wie die Skelettszintigrafie und die PET-CT. Und auch eine MRT-Untersuchung ist nur ohne Kontrastmittel eine Option, betont Prof. Mundhenke.

Klarerweise ist genauso eine Bestrahlung in der Bestrahlung nicht durchführbar, und muss auf die Zeit nach der Schwangerschaft verschoben werden. «Ab dem zweiten Trimenon – nach Abschluss der Organogenese des Kindes – kann jedoch ein Grossteil der Chemotherapien durchgeführt werden.»

Kontraindiziert sind allerdings während der gesamten Schwangerschaft zielgerichtete Behandlungen, inklusive endokrine Therapien, anti-HER2-gerichtete Substanzen sowie Checkpoint- und PARP-Inhibitoren. Zum Teil liegt das daran, dass es für deren Sicherheit nicht genügend Daten gibt. Für viele dieser Wirkstoffe sind aber auch bereits Reproduktionstoxizitäten beschrieben; letzteres gilt beispielsweise auch für Bisphosphonate und Denosumab.

Ein weiteres Beispiel ist Trastuzumabm das mit einem erhöhten Risiko für eine Plazenta-Insuffizienz sowie für Oligo-/ und Anhydramnion einhergeht. Diese könnten zu Nierenfunktionsstörungen beim Kind führen, beschrieben sind auch pulmonale Hypoplasien und eine Wachstumsretardierung.

Schutzzeit zwischen Chemo und Entbindung

In den seltensten Fällen, so Prof. Mundhenke, ist ein Brustkrebs ein Grund, die Schwangerschaft vorzeitig zu beenden. «Die Prognose der Mutter verbessert sich dadurch nicht. Wenn möglich, soll die Schwangerschaft hingegen bis zur entsprechenden kindlichen Reife fortgesetzt werden. Die Frühgeburtlichkeit ist ein grosser Risikofaktor für das Kind.»

Ziel sei es weiters, die Entbindung in einer geplanten Situation vorzunehmen und die zytotoxische Behandlung so zu timen, dass die Patientin nicht im Leukozyten­nadir nach Chemotherapie entbindet, sondern eine Schutzzeit zwischen Chemotherapie und Entbindung besteht, betont Prof. Mundhenke.

Da die Chemotherapie danach meist fortgesetzt und oftmals um weitere systemische Behandlungen oder eine Bestrahlung erweitert wird, sollte die Patientin dem Experten zufolge abstillen.

Biopsie mit Farbstoffblau ist kontraindiziert

Wichtig für das operative Vorgehen: Eine Sentinel-Node-Biopsie in der Schwangerschaft ist nur mit Technetium-99m möglich, erinnert Prof. Mundhenke. Die Strahlenbelastung sei niedrig, sodass von keiner Gefährdung auszugehen ist. Die Dosis gilt es, möglichst kleinzuhalten, weshalb man das Ein-Tagesprotokoll bevorzugen solle. Bei der Sentinel-Lymphonodektomie ist Farbstoffblau kontraindiziert.

Referenz
  1. Mundhenke C. DKK 2022; Vortrag «Die schwangere Patientin». 35. Deutscher Krebskongress, 13. Nov. – 16. Nov. 2022, Berlin