Medical Tribune
8. Apr. 2024Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Infliximab: Mehr Bauchfett, weniger Wirksamkeit

Das Biologikum Infliximab ist nicht bei allen Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gleich wirksam. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass Patienten unterschiedlich hohe Wirkstoffspiegel für eine Remission benötigen könnten. In einer neuen Studie hatte das auch mit dem Körperumfang zu tun.

Wenn CED-Patienten nicht mehr auf eine Infliximab-Therapie ansprechen, könnte es auch am Bauchfett liegen.
Juan Gärtner/stock.adobe.com
Wenn CED-Patienten nicht mehr auf eine Infliximab-Therapie ansprechen, könnte es auch am Bauchfett liegen.

Bei chronisch-entzündlichen Darm­erkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa ist der TNF-alpha-Blocker  Infliximab eine wirksame Behandlungsoption. Allerdings spricht etwa ein Drittel der Patienten von Anfang an nicht an. In bis zu 50 Prozent der Fälle geht eine anfängliche Wirksamkeit des Biologikums zudem im Laufe der Zeit verloren.

Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass die erforderlichen Infliximab-Spiegel für eine Remission je nach individuellen Merkmalen der Patienten und Krankheitsbild variieren. Eine entscheidende Rolle könnte dabei möglicherweise das viszerale Fettgewebe (visceral adipose tissue; VAT) spielen. Dies legen die Ergebnisse einer US-amerikanischen prospektiven Querschnittsstudie nahe (1).

In die Untersuchung wurden insgesamt 142 erwachsene Patienten mit CED und Infliximab-Erhaltungstherapie (5 mg/kg, alle acht Wochen über mindestens 22 Wochen) aufgenommen. Die Wissenschaftler erfassten Parameter wie Körperzusammensetzung, Krankheitsaktivität, Infliximab-Spiegel und weitere Biomarker.

Die Patienten wurden anschliessend basierend auf ihrem prozentualen Bauchfettanteil in Quartile eingeteilt. Der primäre Endpunkt war eine steroidfreie tiefe Remission. Als sekundärer Endpunkt diente eine endoskopische Remission innerhalb von acht Wochen nach der Messung des Infliximab-Spiegels.

Je nach VAT-Anteil anderer Talspiegel erforderlich

Die Studienautoren stellten fest, dass die erforderlichen Infliximab-Spiegel je nach VAT-Anteil unterschiedlich waren. Sowohl die steroidfreie tiefe Remission als auch die endoskopische Remission waren in den beiden untersten VAT-%-Quartilen mit einem Grenzwert von 3,9 µg/ml assoziiert, während in den beiden oberen VAT-%-Quartilen eine Infliximab-Dosis von 15,3 µg/ml erforderlich war. Eine multivariate Analyse bestätigte, dass nur der prozentuale Bauchfettanteil und die Infliximab-Spiegel unabhängig und signifikant mit einer steroidfreien tiefen Remission assoziiert waren.

Die Autoren schreiben, dass die Zielkonzentrationen von Infliximab bei Patienten mit viel viszeralem Fettgewebe im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung höher sein können. Klinikärzte sollten daher in Betracht ziehen, höhere Wirkstoffkonzentrationen anzustreben, bevor sie das Biologikum bei Non-Respondern mit einem hohen Anteil an Bauchfett absetzen.