Der Nachwuchs leidet
Eltern müssen nicht perfekt sein. Meist reicht es schon, «gut genug» auf die Bedürfnisse seiner Kinder zu reagieren und ihnen das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen zu geben. Psychisch Kranke sind dazu oft nicht in der Lage.
Es gibt Themen, bei denen man fast körperlich spürt, wie sie die Stimmung verändern. Eben noch wurde in der kurzen Pause zwischen zwei Vorträgen ausgelassen geplaudert. Dann herrscht plötzlich gespannte Stille im Vortragssaal. Kinder in Notlagen ist ein solches Thema. Aktuelle Schätzungen gehen beispielsweise in Deutschland von mehr als drei Millionen Kindern und Jugendlichen aus, die ein Elternteil mit psychischer Störung haben. Bei weiteren 2,6 Millionen Minderjährigen leiden die Mutter oder der Vater an einer Suchterkrankung.
Der Verdacht liegt nahe, dass Kinder dieselbe Störung wie ihre Eltern entwickeln. Natürlich besitzen sie ein erhöhtes Risiko für psychiatrische Erkrankungen, erklärte der Kinder- und Jugendpsychiater Professor Dr. Michael Kölch von der Universitätsmedizin Rostock. Das Stichwort lautet genetische Vulnerabilität. Die meisten psychischen Erkrankungen führen jedoch eher zu unspezifischen Verhaltensauffälligkeiten bzw. anderen Störungsbildern beim Nachwuchs, wie der Referent ausführte.