Nahrungsproteine als Knochenschutz
Wiesbaden – Nahrungsproteine haben einen grossen Einfluss auf die Knochengesundheit. Vor allem bei Senioren ist daher auf eine ausreichende Eiweisszufuhr zu achten. Den täglichen Speiseplan um vier bis fünf Trockenpflaumen zu ergänzen, ist ebenfalls hilfreich.
Dass Aminosäuren für die Synthese von Knochenmatrix und Muskelproteinen gebraucht werden, ist bekannt. Ebenso weiss man, dass Eiweisse die Synthese von Insulin-like-growth-factor-1 (IGF-1) in der Leber stimulieren. Dieser hat wiederum anabole Wirkungen auf Knochen und Muskulatur und möglicherweise einen antiinflammatorischen Effekt, erklärte Professor Dr. Uwe Lange von der Kerckhoff-Klinik GmbH in Bad Nauheim.
Proteinmangel schwächt die Knochen
Wie der Kollege berichtete, haben zudem neuere Studien den positiven Einfluss einer hohen Proteinzufuhr auf Kalziumaufnahme, Knochendichte und Hüftfrakturrisiko gezeigt.
Angesichts der demografischen Entwicklung muss damit gerechnet werden, dass sich die Prävalenz osteoporotischer Frakturen in den nächsten 20 Jahren verdoppeln wird. Umso wichtiger ist es, Risikofaktoren wie den steigenden Proteinbedarf im Alter bzw. eine Proteinmangelernährung im Blick zu behalten und zu modifizieren. So sollten Senioren täglich 1,2–1,5 g/kgKG Eiweiss zu sich nehmen, forderte Prof. Lange.
Studien, wie sich die Proteinsupplemenation auf Knochendichte und -qualität sowie Frakturrate auswirkt, fehlen allerdings. Nur für Molkeproteine sei ein positiver Effekt in mehreren kleinen Studien gezeigt worden.
Immer mehr zeichnet sich ab, dass auch Trockenpflaumen hilfreich sind, um die Knochenstruktur zu erhalten, wie Prof. Lange in seinem Skript zum Vortrag* darlegt.
In einer 2011 veröffentlichten Studie erhielten 160 postmenopausale Frauen mit Osteopenie täglich 100 g getrocknete Pflaumen oder 75 g getrocknete Äpfel zusätzlich zu einer Supplementation mit Kalzium (500 mg) und Vitamin D (400 IU).
«In der Trockenpflaumengruppe stieg die an Elle und Wirbelsäule gemessene Knochendichte signifikant im Vergleich zur Apfelgruppe an», schreibt Prof. Lange.
Zudem sanken unter den Trockenpflaumen, nicht aber unter den Äpfeln, die Spiegel der knochenspezifischen alkalischen Phosphatase (bAP) und der tartratresistenten sauren Phosphatase 5b – beide Marker des Knochenturnovers – deutlich ab.
Jeden Tag 4–5 Pflaumen verzehren
In einer Folgestudie wurde schliesslich gezeigt, dass auch der tägliche Verzehr von 50 g Trockenpflaumen einen knochenprotektiven Effekt hat. Vier bis fünf dieser Früchte lassen sich jeden Tag problemlos und ohne Nebenwirkung in einen ausgewogenen Speiseplan integrieren, meint Prof. Lange.
*Handbuch Rheumatologie 2019
14. Rheumatologie-Update-Seminar