Medical Tribune
4. Dez. 2023Rheumatologin und Nephrologin über ANCA-assoziierte Vaskulitiden

«Feuer in den Adern»

ANCA-assoziierte Vaskulitiden (AAV) sind Autoimmun­erkrankungen, die in 20–30 Prozent der Fälle refraktär verlaufen. Bei Nierenbeteiligung können AAV bis hin zur terminalen Niereninsuffizienz führen. Moderne Therapieoptionen zielen unter anderem auf den alternativen Komplementweg ab und wirken so Organschäden entgegen, wie Professor Dr. Sabine Adler, Chefärztin Rheumatologie und Immunologie, Kantonsspital Aarau, und PD Dr. ­Patricia Hirt-Minkowski, Leitende Ärztin, Klinik für Transplantationsimmunologie und Nephrologie, Universitätsspital Basel, am Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie (SGR) 2023 erläuterten.*

Roentgenbild einer Lunge mit nekrotisierenden Läsionen aufgrund Granulomatose mit Polyangiitis
Science Photo Library / Du Cane Medical Imaging
Bei dieser Patientin mit Granulomatose mit Polyangiitis hat die Erkrankung zu nekrotisierenden Läsionen in der Lunge geführt.

In der Pathogenese der AAV spielen Autoantikörper – die antineutrophilen zytoplasmatischen Antikörper (ANCA) – eine zentrale Rolle. Für die Entstehung von ANCA stehen verschiedene Ursachen in der Diskussion: Umwelteinflüsse, genetische Faktoren und Alter. Hinzu kommt ein Verlust der Immuntoleranz gegenüber bestimmten körpereigenen Proteinen. Ein weiterer Schritt der Pathogenese ist das Priming von neutrophilen Granulozyten im Rahmen z.B. von Infektionen.

Infolge dieses Primings präsentieren die neutrophilen Granulozyten auf ihrer Zelloberfläche die ANCA-Antigene Proteinase 3 (PR3) und Myeloperoxidase (MPO), an die ANCA binden. Die so aktivierten neutrophile Granulozyten bewirken nun an den Wänden kleiner und mittelgrosser Blutgefässe eine Freisetzung von Entzündungsmediatoren und eine Aktivierung des alternativen Komplementweges.

Abschliessend sind diese Prozesse nicht geklärt, unstrittig ist jedoch, dass im Rahmen einer AAV entzündliche Veränderungen der Gefässwände in allen Organsystemen auftreten können. «Feuer in den Adern», wie es einer ihrer Patienten beschrieben habe, so Prof. Adler. Am Ende stehen Nekrosen an den betroffenen Gefässen und damit einhergehende Organschäden.

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