Spannungskopfschmerzen behandeln und vorbeugen
Im Schatten der anderen, «wichtigeren» Schmerzerkrankungen finden Kopfschmerzen vom Spannungstyp oft nur wenig Beachtung. Doch es handelt sich um ernsthafte Erkrankungen, die bei zahlreichen Betroffenen lebensbestimmend sind.
Kopfschmerzen vom Spannungstyp sind häufig: Schätzungsweise acht von zehn Menschen in Europa haben zumindest einmal im Jahr mit ihnen zu tun. Frauen und Männer sind – anders als bei Migräne – fast gleich häufig betroffen.
Bei der Frage, wie stark die Erkrankung das Leben der Betroffenen beeinträchtigt, ist vor allem die Häufigkeit der Kopfschmerzen entscheidend, schreiben Dr. Axel Heinze und Kollegen vom Schmerzzentrum Kiel in einer Übersichtsarbeit (1). So trennt die ICHD-3 den chronischen vom episodischen Spannungskopfschmerz, je nachdem, ob die Beschwerden an weniger als 15 Tagen pro Monat auftreten oder aber öfter. Die episodische Verlaufsform wiederum wird bei Beschwerden an durchschnittlich weniger als 1 Tag im Monat als selten auftretend klassifiziert, bei Beschwerden an 1–14 Tagen als häufig.
Erbrechen spricht gegen Spannungskopfschmerz
Neben der Häufigkeit der Schmerzphasen müssen gemäss ICHD-3 für die Diagnose episodischer oder chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp die folgenden Kriterien erfüllt sein:
- Kopfschmerzdauer zwischen 30 Minuten und 7 Tagen (episodische Verlaufsform) bzw. Stunden bis Tage oder kontinuierlich (chronische Form)
- mindestens zwei der folgenden Charakteristika liegen vor:
- beidseitige Lokalisation
- Schmerzcharakter drückend oder beengend, nicht pulsierend
- Schmerzintensität leicht bis mittelstark
- keine Verstärkung der Beschwerden durch Routineaktivitäten (Gehen, Treppensteigen etc.)
- keine Übelkeit und kein Erbrechen (episodisch) bzw. allenfalls leichte Übelkeit (ohne Erbrechen) oder Photophobie oder Phonophobie (chronisch)
Aus der Beschreibung der Phänotypen in der ICHD-3 wird deutlich, dass der Kopfschmerz vom Spannungstyp gewissermassen den Gegenentwurf zur Migräne darstellt, erläutern die Autoren. Das heisst, dass bei den Kriterien für Spannungskopfschmerz zum Teil die Abwesenheit typischer Migränezeichen gewählt wurde. Das erlaubt in der Regel die trennscharfe Abgrenzung einer Migräneattacke vom episodischen Kopfschmerz.