Medical Tribune
17. Juni 2024Ran an die T-Zellen!

Mit Abatacept die rheumatoide Arthritis verzögern

Der Ausbruch einer rheumatoiden Arthritis lässt sich womöglich vermeiden oder zumindest verzögern. Das machen auch zwei neue klinische Studien deutlich. In beiden gelang es, den Beginn der Erkrankung mit dem T-Zell-suppressiven Biologikum Abatacept hinauszuzögern.

In der APIPPRA- und der ARIAA-Studie liess sich der Erkrankungsausbruch einer RA durch Abatacept verzögern.
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Abatacept moduliert gezielt die co-stimulatorischen Signale der T-Zell-Aktivierung und damit die anhaltende T-Zell-Aktivität, etwa bei rheumatoider Arthritis (RA).

Ob das Biologikum auch gegen die subklinische Entzündung in der Entwicklungsphase der rheumatoiden Arthritis vorgehen kann, war Gegenstand zweier Untersuchungen. Diese untersuchten Abatacept nun bei Personen mit hohem Risiko für die rheumatoide Arthritis.

Abatacept bei Personen mit hohem RA-Risiko geprüft

Dazu gehören unter anderem Personen, die positiv für Serumantikörper gegen citrullinierte Proteine (ACPA) sind, Gelenkschmerzen haben und in der Hand-MRT eine subklinische Entzündung aufweisen, etwa in Form einer Osteitis, Synovitis oder Tenosynovitis.

In der randomisierten, placebokontrollierten ARIAA-Studie (unter deutscher Federführung) nahmen 98 ACPA-positive Patienten mit Arthralgie und im MRT nachweisbarer subklinischer Entzündung teil, jedoch ohne sichtbare Gelenkschwellungen (1). Diese Patienten erhielten entweder eine sechsmonatige Therapie mit 125 mg Abatacept s.c. pro Woche oder ein Placebo.

Das Ergebnis: Bei 57 Prozent der Abatacept-Gruppe verbesserte sich mindestens ein MRT-Parameter, während dies in der Placebo-Gruppe nur bei 31 Prozent der Fall war. Innerhalb der sechs Therapiemonate entwickelten ausserdem acht Prozent der Abatacept-Teilnehmer und 35 Prozent der Placebo-Teilnehmer eine RA.

Die Unterschiede verringerten sich bis zum Ende der 18-monatigen Beobachtungszeit, blieben aber statistisch signifikant: Die subklinische Entzündung besserte sich bei 51 Prozent der Patienten unter der DMARD-Therapie, in der Placebo-Gruppe nur bei 24 Prozent. Eine rheumatoide Arthritis entwickelten 35 Prozent der Abatacept- und 57 Prozent der Placebo-Patienten.

Abataceptgruppe mit Vorteil im Überleben ohne Arthritis

Die randomisierte, doppelblinde und multizentrische internationale Phase-IIb-Studie APIPPRA forderte für den Einschluss keine im MRT sichtbare subklinische Entzündung (2). Nur ACPA und Rheumafaktor im Serum sowie Gelenkschmerzen mussten als RA-Risikofaktoren vorliegen. Randomisiert wurden 213 Personen für eine zwölfmonatige Therapie mit Abatacept oder Placebo. Als primären Endpunkt definierten die Rheumatologen die Zeit bis zum Auftreten einer klinischen und sonografisch bestätigten Synovitis in drei oder mehr Gelenken bzw. einer RA nach amerikanischen und europäischen Kriterien.

Während der Behandlungsphase erreichten sechs Prozent der Teilnehmer der Abataceptgruppe und 29 Prozent der Teilnehmer der Placebogruppe den primären Endpunkt. Nach zwei Jahren waren 25 (Abatacept) bzw. 37 Prozent (Placebo) an einer RA erkrankt. Die Abatacept-Gruppe entwickelte signifikant später eine Arthritis. Der Unterschied in der mittleren arthritisfreien Überlebenszeit zugunsten der Abatacept-Gruppe betrug 53 Tage nach zwölf Monaten und 99 Tage nach 24 Monaten.

Den Autoren zufolge kann Abatacept bei Risikopersonen mit oder ohne im MRT nachweisbarer Entzündung die Entwicklung einer rheumatoiden Arthritis verzögern. Dies gelingt offenbar auch über das Ende der Therapie hinaus. Allerdings verringert sich die Wirkung nach Absetzen des Wirkstoffs. Dies könnte bedeuten, dass die Therapie länger als sechs bzw. zwölf Monate durchgeführt werden sollte, um die Entwicklung zur RA zu verhindern.