Medical Tribune
13. Juni 2023Rheumatoide Arthritis

Sicherheit von Biologika und tsDMARD bei über 20.000 Patienten getestet

Mehr als ein Dutzend zielgerichtete synthetische oder biologische DMARD sind inzwischen in der Therapie der rheuma­toiden Arthritis in Gebrauch. Wie schneiden sie in der Praxis in puncto Sicherheit ab?

Eine schwedische Studie untersuchte die Sicherheit von DMARD bei mehr als 20.000 RA-Patienten.
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Um die Sicherheit der gängigen ts/bDMARD in der Therapie der RA und die Abbruchraten unter der Behandlung zu beurteilen, zogen Dr. Thomas Frisell, Karolinska-Institut Stockholm, und Mitautoren das schwedische ARTIS (Anti-Rheumatic Therapies in Sweden) - Register heran (1).

In der Analyse berücksichtigten sie die Daten von mehr als 20.000 Patienten aus einem Zeitraum von elf Jahren. Am häufigsten kamen die TNF-Inhibitoren (TNFi) Etanercept und Adalimumab zum Einsatz, am seltensten der erst kürzlich eingeführte Interleukin-6-Rezeptorblocker Sarilumab.

Patienten mit TNFi hatten weniger Komorbiditäten

Die Charakteristika der Patienten unterschieden sich in den Wirkstoffgruppen. So wiesen diejenigen, die TNFi bekamen, eine geringere Krankheitsaktivität und weniger Komorbiditäten auf als solche unter JAK-Inhibitoren (JAKi). Diese Unterschiede erklären sich die Autoren damit, dass TNFi häufiger als Therapie der ersten Wahl eingesetzt werden und JAKi erst im späteren Krankheitsverlauf. Rituximab wiederum wurde vor allem älteren und RF/ACPA-positiven Patienten verordnet.

Auch korrigiert für solche Differenzen unterschieden sich die Raten der Therapieabbrüche pro 1000 Personenjahre deutlich. Für Etanercept betrug die Abbruchrate aufgrund unerwünschter Ereignisse 30 pro 1000 Personenjahre. Zwischen 18 und 53 Prozent höher lagen die Raten für Abatacept, Infliximab, Golimumab und Certolizumab, zwischen 28 und 43 Prozent niedriger die für Tocilizumab, Rituximab und Baricitinib.

Kaum signifikante Unterschiede zwischen den Wirkstoffen beobachteten die Autoren hingegen bei den schweren unerwünschten Ereignissen. Unter Etanercept als Referenzsubstanz traten 12,3 schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse (MACE,  major adverse cardiovascular events) pro 1000 Patientenjahre auf. Im Vergleich dazu waren nur die MACE-Raten von Certolizumab pegol und Rituximab grenzwertig signifikant erhöht (plus 31% bzw. plus 27%).

Unter Tocilizumab, Bariticinib und Tofacitinib lagen die MACE-Raten sogar um drei, 17 und 32 Prozent niedriger als während der Therapie mit Etanercept. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung wies die Behandlung mit ts/bDMARD jedoch eine um signifikante 60 Prozent höhere MACE-Rate auf.

Die Rate für schwere Infektionen war unter ts/bDMARD im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sogar mehr als verdoppelt. Zwischen den einzelnen Wirkstoffen gab es diesbezüglich jedoch kaum Unterschiede, wie die Wissenschaftler berichten. Als Ausreisser erwiesen sich nur Rituximab und Infliximab mit einer um 30 Prozent erhöhten Infektionsrate als Etanercept, unter dem 30,8 schwere Infektionen pro 1000 Patientenjahre auftraten.

Akzeptables und nahezu vergleichbares Sicherheitsprofil von ts/bDMARD

Im speziellen Fall der Gürtelrose sah dies erwartungsgemäss anders aus: JAK-Inhibitoren führten zu einer etwa vierfach höheren Rate von stationär behandelten Herpes-Zoster-Infektionen im Vergleich zu Etanercept. Bei den anderen Sub­stanzen stieg die Rate bis auf das Eineinhalbfache.

Insgesamt weisen die derzeit gebräuchlichen ts/bDMARD unter Praxisbedingungen ein akzeptables und weitgehend vergleichbares Sicherheitsprofil auf, schliessen die Autoren aus ihren Ergebnissen. Unterschiede gibt es allerdings in der Verträglichkeit und im Risiko für spezifische Infektionen.