Medikamentöse Suchtbehandlung mit Opioid-Agonisten
Die Opioid-Agonisten-Therapie (OAT) ist der Goldstandard in der Behandlung einer Opioid-Abhängigkeit. Das Therapieziel ist für die meisten Suchtpatienten die Stabilisierung auf sozialer wie gesundheitlicher Ebene. Diese wird mit einer OAT auch meistens erreicht, wie Prof. Dr. Philip Bruggmann, Co-Chefarzt Innere Medizin Arud-Zentrum für Suchtmedizin Zürich, in einem Vortrag am FomF Allgemeine Innere Medizin Update Refresher ausführte.
Ein Kochbuch-mässiges Vorgehen ist bei einer Opioid-Agonisten-Therapie (OAT) nicht möglich. Denn nicht jeder verstoffwechselt Opioide gleich. So brauchen Personen, die diese Substanzen schnell abbauen, eine höhere Dosis, als diejenigen, die nur langsam metabolisieren. Die Dosis ist zudem abhängig von den Lebensumständen und von Stress.
«Klassischerweise brauchen Patienten eine kleinere Dosis, wenn sie in den Ferien sind», sagte Prof. Bruggmann. Weil nicht jedes Opioid bei allen gleich wirkt, lassen sich die Substanzen in der OAT auch nicht beliebig miteinander austauschen.
Diacetylmorphin am meisten verordnete Substanz
Die häufigste Substanz, die im Zürcher Zentrum für Suchtmedizin Arud heutzutage für eine OAT verordnet wird, ist Diacetylmorphin, das verschriebene Heroin. Das Medikament kann intravenös, oral oder neu auch nasal appliziert werden. Seit der Corona-Pandemie dürfen zertifizierte Zentren Diacetylmorphin den Patienten gleich für eine Woche abgeben. Diese Praxis ermöglicht es den Opioid-Abhängigen, wieder ein normales Leben zu führen. «In Zürich betreuen wir mittlerweile einige auf Diacetylmorphin eingestellte Patienten, die gut integriert sind, einer verantwortungsvollen Tätigkeit nachgehen und sogar Familie haben», so Prof. Bruggmann.
Die am zweithäufigsten verschriebene Substanz für die OAT ist retardiertes Morphin. An dritter Stelle folgt Methadon und zuletzt Buprenorphin. Der Entscheid für eine Substanz erfolgt zusammen mit den Patienten. «Die Opioid-Abhängigen wissen am besten, was sie brauchen, damit sie nicht noch andere Substanzen konsumieren und im Alltag möglichst gut funktionieren können», erläuterte der Suchtmediziner.