Medical Tribune
7. Dez. 2023Therapieresistenz kostengünstiger überwinden

Ketamin bei Depression auch subkutan wirksam

Australische Forscher untersuchten eine kostengünstigere Variante der Ketamin-Behandlung bei Menschen mit therapieresistenter Depression im Zuge einer Phase-III-Studie. Die subkutane Anwendung lieferte dabei vielversprechende Ergebnisse.

Bei etwa einem Drittel der Menschen mit schweren Depressionen (Major Depression) tritt auch nach vier Versuchen mit Standardbehandlungen keine Besserung ein. Als eher neue Therapie für die therapieresistente Depression gilt das Ketamin.

Teure Esketamin-Behandlung

Dieses liegt in Medikamenten in zwei unterschiedlichen Formulierungen vor. Racemisches Ketamin (R,S-Ketamin, siehe Kasten) ist ein breit erhältlicher generischer Wirkstoff. Bisher wurde es in Studien zur Depressionsbehandlung in Form von intravenösen Infusionen angewendet.

Die wichtigsten klinischen Studien bewerteten jedoch bisher hauptsächlich ein kommerziell entwickeltes intranasales Spray mit S-Ketamin (Esketamin), das in vielen Ländern bereits für die therapieresistente Depression zugelassen ist. Nur wenige und nur kleine randomisierte klinische Studien beschäftigten sich hingegen bisher mit der günstigeren racemischen Form.

Ketamin kann nach seiner Produktion sowohl in der S-Form als auch in der R-Form vorliegen. Diese bezeichnen sogenannte Enantiomere des chemischen Moleküls, die sich zueinander wie Spiegelbilder verhalten. Ein Racemat stellt ein Gemisch aus der enantiomeren S- und R-Form dar.

Enantiomere unterscheiden sich für gewöhnlich etwas in Bezug auf ihre Bioverfügbarkeit. Bei Depressionen und Schmerzen, sowie zur Anästhesie werden sowohl S-Ketamin als auch das Racemat (R,S-Ketamin) eingesetzt.

Für die nun veröffentlichte doppelblinde, aktiv kontrollierte Phase-III-Studie Studie rekrutierten die Forschenden 179 Patienten mit behandlungsresistenter Depression. Die Teilnehmer mussten dabei mindestens zwei erfolglose Therapieversuche mit Antidepressiva hinter sich haben.

Die Teilnehmer der Verumgruppe erhielten einen Monat lang zweimal wöchentlich subkutane Injektionen von racemischem Ketamin, entweder in einer festen oder flexiblen Dosierung. In der Kontrollgruppe wurde Midazolam in vergleichbarem Umfang Menge verabreicht.

Ketamin war der Vergleichstherapie deutlich überlegen

Die Teilnehmer sollten zu Beginn der Studie und wenige Tage nach der letzten Injektion ihre Symptome bewerten. Der primäre Endpunkt war eine Reduktion der depressiven Beschwerden um mindestens 10 Punkte auf der Montgomery-sberg Depression Rating Scale (MADRS).

In der Gruppe mit flexibler Dosierung erreichten nach einem Monat 19,6 Prozent der Teilnehmer unter generischem Ketamin eine Remission. Unter Midazolam waren es dagegen nur 2,0 Prozent (Odds Ratio, OR, 12,1). Etwa ein Drittel der Teilnehmer, die eine flexible Ketaminbehandlung erhielten, verbesserte ihren MADRS-Score bis zum Ende der Studie um 50 Prozent oder mehr. In der Midazolamgruppe traf das nur auf vier Prozent der Patienten zu. In der Kohorte mit fester Dosierung konnten die Forscher keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Wirkstoffen feststellen.

Generisches Ketamin wurde gut vertragen und könnte eine kostengünstigere Alternative zum Nasenspray sein, so die Autoren. Es bleiben jedoch noch offene Fragen, insbesondere hinsichtlich der Dauer der Wirkung.