Medical Tribune
7. Juni 2013Zuviel Sonne schadet

Wie viel Sonne vertragen Sie?

Menschen lieben die Sonne – und das aus gutem Grund: Sonnenstrahlen haben viele positive Auswirkungen auf unseren Organismus: Sie regen wichtige Stoffwechselvorgänge an, heben zuverlässig die Stimmung und wirken – richtig dosiert – ausgesprochen entspannend.

Doch wie bestens bekannt ist, können die UV*-Strahlen des Sonnenlichts unserem Körper auch schaden – sowohl kurzfristig (Sonnenbrand) als auch langfristig (vorzeitige Hautalterung und Krebs). Dann nämlich, wenn wir eine Überdosis einfangen. Und das kann ganz schön schnell gehen.

Das Paradoxe an der Geschichte: Obwohl heute jedes Kind weiss, wie gefährlich es ist, sich ungeschützt der Sonne auszusetzen, halten sich viele nicht oder nur unzureichend an die empfohlenen Schutzmassnahmen. Die Folge: Trotz aufwendig angelegter Präventionskampagne steigt die Zahl der Hautkrebs-Fälle in unseren Breitengraden kontinuierlich an.

Der gefährlichste sonnenbedingte Killer ist der Schwarze Hautkrebs, das Melanom. Jedes Jahr erkranken in der Schweiz rund 2000 Menschen daran. Wichtigster Risikofaktor: falsches Verhalten an der Sonne.

Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Hautkrebs ist zum Glück sehr oft heilbar. Vor allem, wenn er frühzeitig erkannt wird. Damit das auch gelingt, kann jeder einen Beitrag leisten, und zwar mit Hilfe einer regelmässigen Selbstkontrolle.

Checkliste: Wie untersuche ich meine Haut richtig?

Punkt 1: Gesicht
Überprüfen Sie Ihr Gesicht eingehend vor dem Spiegel. Ohren nicht vergessen! Um die Kopfhaut untersuchen zu können, lockern Sie das Haar mit einem Fön.

Punkt 2: Hände und Arme
Zuerst Handflächen und Handrücken kontrollieren – auch die Fingernägel! Dann mit Hilfe eines Handspiegels die Ellenbogen, Achseln und Oberarme.

Punkt 3: Dekolleté und Bauch
«Scannen» Sie vor dem Spiegel Zoll für Zoll Ihren Hals, Brust (bei Frauen auch Brustunterseite) und Bauch.

Punkt 4: die Rückseite
Mit Hilfe von Wand- und Handspiegel nun dasselbe Prozedere auch hier: Nacken, Schultern, Rücken, Po und Rückseite der Oberschenkel. Zudem auch die Unterarme und den Bereich hinter den Ohren kontrollieren.

Punkt 5: Füsse und Beine
Im Sitzen die Vorderseite der Oberschenkel, die Unterschenkel, Füsse und Fusssohlen – auch hier die Nägel nicht vergessen. Die letzte Kontrolle gilt dem Schrittbereich.

Was viele nicht wissen: Lichtschäden an der Haut können auch ohne Sonnenbrand auftreten, das heisst, noch bevor man mit blossem Auge etwas Auffälliges erkennen kann. Darum gibt’s nur eines: Schutzmassnahmen in Form von geeigneter Kleidung und Sonnenschutzmitteln mit einem hohen UVA*- und UVB*-Schutzfaktor.

Prof. Reinhard Dummer, Facharzt FMH für Dermatologie und Stv. Klinikdirektor der Dermatologischen Klinik am UniversitätsSpital Zürich, bringt es weiter auf den Punkt: «Das UV-Licht ist sicherlich der wichtigste Faktor von aussen, der unsere Haut schädigt. Hier sollten wir versuchen, möglichst wenig auf die Haut zu bekommen. Und die erste Massnahme, die man wieder aufleben lassen sollte, ist die Siesta – denn es ist ganz wichtig – dass man in der Mittagszeit nicht am Strand ist!»

Elementare Sicherheitsregeln für Aufenthalte an der Sonne

Schatten: Vermeiden Sie, wann immer möglich, direktes Sonnenlicht. Unter dem Sonnenschirm ist es am Strand genauso schön – und dabei viel angenehmer! Achten Sie darauf, dass Sie auch im Gartenrestaurant genügend Schatten haben.

Kinder schützen: Säuglinge und Kleinkinder haben extrem empfindliche Haut und überhitzen rasch. Sie dürfen darum niemals der prallen Sonne ausgesetzt werden.

Wappnen Sie sich: Schützen Sie ihre Kinder und sich selbst mit Kopfbedeckung, Sonnenbrille und T-Shirt. Bei Kindern, die den ganzen Tag am Strand spielen, sind diese Massnahmen besonders wichtig. Evtl. macht sogar ein spezieller Ganzkörper-UV-Schutzanzug Sinn.

Eincremen! Wählen Sie ein auf Ihren Hauttyp abgestimmtes Sonnenschutzprodukt. Tragen Sie es bereits vor dem Aufenthalt an der Sonne auf. Wichtig: Wiederholen Sie das Auftragen bei sich und Ihren Kindern regelmässig alle zwei Stunden.

* UV-Strahlung (Ultraviolettstrahlung): Elektromagnetische Strahlung mit einer Wellenlänge, die kürzer ist als die des für den Menschen sichtbaren Lichts. UVB-Strahlen sind energiereicher, dringen aber nur bis in die Oberhaut ein. Dort sind sie verantwortlich für die Verdickung der Hornhaut (Lichtschwelle). Ausserdem kurbeln sie die Vitamin-D-Synthese an und sorgen für den Neuaufbau von Pigment und damit für die Hautbräune. Die UVA-Strahlen haben weniger Energie als die UVB-Strahlen, dringen aber tiefer in die Lederhaut ein. Sie sind gefährlicher als man vor einigen Jahren noch dachte.