Dicke Kinder schmecken weniger
Wissenschaftler einer Studie der Berliner Charité und der Universität Dresden hatten 94 normalgewichtige und 99 übergewichtige Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren untersucht. Sie gaben ihnen Teststreifen auf die Zunge, die mit den Geschmacksqualitäten süss, sauer, salzig, bitter und umami in unterschiedlichen Konzentrationen getränkt waren. Zur Kontrolle wurden auch zwei neutrale Teststreifen eingesetzt.
Die jungen Probanden sollten die Geschmacksrichtung erkennen und deren Intensität einordnen. Die Geschmackssensibilität wurde mit einem Punktesystem von 1 bis maximal 20 bewertet.
Dickere Kinder schmecken weniger salzig, umami und bitter
Übergewichtige Kinder hatten grössere Schwierigkeiten, die verschiedenen Geschmacksqualitäten zu unterscheiden. Besonders problematisch waren die Geschmäcker salzig, umami und bitter. Die Konzentrationen der Geschmacksrichtung "süss" wurden von dickeren Kindern durchweg zu gering eingeschätzt. Generell hatten Mädchen ein besseres Geschmacksempfinden als Jungen.
Bei den Normalgewichtigen nahm die Geschmackssensibilität mit dem Alter zu. Das entspricht der normalen Entwicklung. Dieser Zusammenhang war bei Übergewichtigen nicht feststellbar.
Fällt es diesen Kinder deswegen schwerer, weniger zu essen?
Das Geschmacksempfinden wird vermutlich von vielen verschiedenen Faktoren wie Erbanlagen, Hormonen und kulturellen Einflüssen bestimmt. Langzeitstudien sind notwendig, um die genauen Hintergründe der unterschiedlichen Geschmackssensibilität aufzudecken. Wenn normalgewichtige Kinder das gleiche Geschmackserlebnis mit weniger Nahrung erreichen, könnte es ihnen auch leichter fallen, schlank zu bleiben. Eine frühere Studie der Dr. Rainer Wild-Stiftung hat jedoch gezeigt, dass der Geschmack nur eines von vielen Kriterien für die Auswahl von Lebensmitteln ist.