Medical Tribune
10. März 2024Die Haut als Indikator

Hautnebenwirkungen sagen Erfolg von Checkpoint-Inhibitoren voraus

Immunvermittelte Nebenwirkungen an der Haut sind häufige unerwünschte Effekte von Checkpoint-Inhibitoren. Es wird vermutet, dass ihr Auftreten mit verbesserten Überlebenschancen zusammenhängt. Eine neue Studie ist dem nun nachgegangen.

Checkpoint-Inhibitoren verursachen bei vielen Patienten Hautnebenwirkungen.
eyetronic/Milan Lipowski/stock.adobe.com
Hautreaktionen unter CPI nehmen ­diverse Formen an, ­zum Beispiel ­Ekzeme, ­Vitiligo oder Psoriasis.

Eine neue systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse in JAMA Dermatology zeigt einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von kutanen immunvermittelten unerwünschten Wirkungen und einer verbesserten Krebsprognose bei Patienten, die Checkpoint-Inhibitoren (CPI) erhalten.

«Diese Daten legen nahe, dass kutane irAE einen nützlichen prognostischen Wert für die CPI-Behandlung haben» schreiben die Autoren von der Southeast University in Nanjing.

Bis zu 60 Prozent leiden unter Checkpoint-Inhibitoren unter Hautnebenwirkungen

Die Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren (CPI) kann, aufgrund ihres aktivierenden Effektes auf das Immunsystem, zu immunvermittelten unerwünschten Wirkungen (irAE) führen.

Etwa 30-60 Prozent der behandelten Patienten leiden unter kutanen irAE. Dazu gehören etwa

  • Exantheme,
  • lichenoide Reaktionen,
  • Dermatitis,
  • Psoriasis,
  • Vitiligo,
  • bullöse Störungen,
  • das Stevens-Johnson-Syndrom und
  • die toxische epidermale Nekrolyse.

Chinesische Forscher haben jetzt in einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen kutanen irAE und dem Behandlungsergebnis besteht.

Sie analysierten 23 Studien mit insgesamt 22.749 Patienten mit malignen Tumoren, die Checkpoint-Inhibitoren erhalten hatten. Die wichtigsten Endpunkte waren das Gesamtüberleben (OS) und das progressionsfreie Überleben (PFS). Die Autoren führten aber auch Subgruppenanalysen nach Krebsart, Art der kutanen irAE, geografischer Region, Studiendesign und CPI-Typ durch.

Nur Vitiligo wies auch auf besseres PFS hin

Es stellte sich heraus, dass das Auftreten von kutanen irAE signifikant mit einem verbesserten OS (HR 0,61; p < 0,001) und PFS (HR 0,52; p < 0,001) assoziiert war. Diese Ergebnisse waren in allen Subgruppen konsistent. Nur in den Studien aus den USA (n = 7) wurden keine signifikanten Unterschiede im PFS festgestellt.

In der Subgruppenanalyse, in der nach Art der Hautnebenwirkung differenziert
wurde, wurden folgende kutane irAE mit einem signifikanten Vorteil im OS in
Verbindung gebracht:

  • Ekzeme (HR 0,69; p = 0,02),
  • lichenoide oder Lichen-planus-artige Hautläsionen (HR 0,51; p < 0,001),
  • Pruritus ohne Ausschlag (HR 0,70; p < 0,001),
  • Psoriasis (HR 0,63; p = 0,001) und
  • Vitiligo (HR 0,30; p < 0,001).

Hinsichtlich des PFS wurde ein signifikanter Vorteil nur bei Auftreten von Vitiligo festgestellt (HR 0,28; p < 0,001). Es wurden keine Unterschiede im OS oder PFS für bullöses Pemphigoid und Exanthem festgestellt.

Um den Zusammenhang mit dem Überleben zu validieren, seien laut den Autoren aber weitere grosse prospektive Studien erforderlich, insbesondere für verschiedene Grade von ­kutanen irAE und Zusammenhänge mit Neben­wirkungen in anderen Organ­­­­sys­temen.

Eingeschlossene Studien

Mit Ausnahme von zwei Studien, die CTLA4-Inhibitoren untersuchten, konzentrierten sich die meisten der 23 eingeschlossenen Studien auf PD(-L)1-Inhibitoren. Die meisten Studien waren retrospektiv (n = 21). Die häufigste Indikation war Melanom (n = 9), gefolgt von nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (n = 7). Die restlichen Studien wurden an Patienten mit metastasierendem Nierenzellkrebs (n = 1) oder gemischten Tumortypen (n = 6) durchgeführt. In 20 bzw. 16 Studien wurde ein Zusammenhang zwischen kutanen irAE und dem OS bzw. dem PFS festgestellt.