Medical Tribune
4. Dez. 2025«Hinschauen lohnt sich»

Proktologie für die Grundversorgung 

Viele Patienten berichten über vermeintliche «Hämorrhoiden». Stattdessen stecken meist Marisken, Fissuren oder irritative Ekzeme dahinter. PD Dr. Pascal Frei, Gastroenterologie Bethanien Zürich, zeigt auf, wie Hausärzte mit gezielter Anamnese, kurzer Inspektion und wenigen einfachen Massnahmen die meisten proktologischen Beschwerden sicher diagnostizieren und behandeln können.  

Einmalproktoskop für die Proktoskopie
New Africa/stock.adobe.com

«Patienten, die mit dem Begriff ‹Hämorrhoiden› in der Hausarztpraxis erscheinen, meinen zunächst nur eines: ein unspezifisches Problem ‹da hinten›», stellt PD Dr. Frei klar. Während viele Kollegen dann aus Unsicherheit einfach eine «Hämorrhoidensalbe» verschreiben oder zum Proktologen überweisen, plädiert er dafür, wieder mehr Mut zur Basisuntersuchung zu entwickeln: «Man findet nur, was man kennt – und nur, wenn man wirklich hinschaut.» 

Wie geht der Patient aufs WC? 

Schon in der Anamnese lässt sich die Mehrzahl der Beschwerden gut einordnen, so der Experte. Er fragt daher konsequent nach Juckreiz, Schmerzen oder Blutung, nach dem Verlauf («kurzfristig oder chronisch?») sowie nach Begleitsymptomen wie Bauchschmerzen oder Durchfällen. Bei Schmerzen bei der Defäkation komme etwa schnell eine Fissur infrage. 

Wichtige Differenzialdiagnosen für vermeintliche «Hämorrhoiden» sind laut PD Dr. Frei: 

  • Hautprobleme (Dermatitis, Akne, Pilzinfektionen) 
  • Marisken 
  • Fisteln, Abszesse 
  • STDs (venerische Proktitis) 
  • Polypen, Kondylome 
  • Tumoren (Analkarzinom, Rektumkarzinom) 
  • Proctalgia fugax 

Wichtig sei ausserdem die Frage nach Analhygiene und Toilettengewohnheiten. «Viele sitzen zu lange, nehmen Zeitung oder iPad mit – und reinigen dann so gründlich, dass es blutet.» Und auch die Sexualanamnese dürfe aus Gründen der Differenzialdiagnose – etwa venerische Proktitiden – nicht fehlen. «Allerdings tauchen diese bei uns immer weniger auf, weil sich Patienten mit Risikoverhalten häufig direkt an spezielle Anlaufstellen wenden.» 

Bei der Inspektion aussen beginnen 

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