Candesartan effektiv in der Migräneprophylaxe
Kleinere Studien konnten bereits zeigen, dass der Angiotensin-II-Rezeptor-Blocker (ARB) Candesartan Migräneanfällen vorbeugen kann. Eine neue Untersuchung bestätigt dies nun erstmals in grösserem Umfang.

Die randomisierte, placebokontrollierte Phase-II-Studie in Lancet Neurology (1) schloss 457 Erwachsene mit episodischer Migräne ein (86% Frauen, Durchschnittsalter 38,7 Jahre). Sie erhielten über 12 Wochen einmal täglich entweder 8 mg Candesartan, 16 mg Candesartan oder ein Placebo.
Zu Beginn wiesen die Probanden im Mittel 5,7 Migränetage pro Monat auf. Zwischen den Wochen 9 und 12 sank diese Zahl bei mit 16 mg Candesartan behandelten Patienten um durchschnittlich 2,04 Tage, in der Placebogruppe um 0,82 Tage.
Candesartan «starker Kandidat für die Routineversorgung»
Weltweit hat nur ein kleiner Teil der Patienten mit Migräne adäquaten Zugang zu präventiven Therapien – darunter auch zu CGRP-gerichteten Behandlungen. Diese sind derzeit durch Kosten, Verfügbarkeit und Leitlinienempfehlungen auf bestimmte Patientengruppen beschränkt.
Mehrere kleinere Studien konnten zuvor bereits zeigen, dass der Blutdrucksenker Candesartan in einer Dosis von 16 mg die Migränefrequenz signifikant reduzieren kann. Auch Real-World-Daten unterstützen den klinischen Nutzen: Die Therapieadhärenz bleibt hoch – selbst bei Patienten mit chronischer Migräne und solchen, bei denen frühere prophylaktische Behandlungen unwirksam waren.
«Das etablierte Sicherheitsprofil und die breite Verfügbarkeit von Candesartan machen es zu einem starken Kandidaten für den langfristigen Einsatz in der Routineversorgung», schreibt das Autorenteam um Dr. Lise Rystad Oie, PhD. Trotz des bislang moderaten Evidenzlevels werde es in mehreren internationalen Leitlinien bereits leicht empfohlen.
Mehr als die Hälfte erreichte 50%ige Reduktion der Migränetage
Die neue norwegisch-estnische Studie zielte darauf ab, die Evidenzbasis zu erweitern und im Rahmen einer Dosisfindungsstudie zwei Dosierungen – 8 mg und 16 mg – zu testen. Denn die 8-mg-Dosis wird im klinischen Alltag oft verwendet, um Nebenwirkungen durch die Blutdrucksenkung zu minimieren.
Das primäre Studienziel bestand in der Veränderung der mittleren monatlichen Migränetage von Studienbeginn bis zu den Wochen 9-12.
Teilnehmer, die Candesartan in einer Dosis von 16 mg erhielten, zeigten eine deutlichere Reduktion monatlicher Migränetage als jene unter Placebo (2,05 Tage [95 %-KI: 1,65–2,41] vs. 0,82 Tage [95 %-KI: 0,38–1,23]; p < 0,0001). Die Differenz zwischen den Gruppen betrug –1,22 Tage (p < 0,0001).
Auch Patienten in der 8 mg-Gruppe profitierten vergleichbar (Reduktion um 2,2 Tage [95%-KI: 1,81-2,58]; Differenz zu Placebo –1,39; p < 0,0001).
Der Anteil der Patienten, die eine Reduktion der monatlichen Migränetage um mehr als 50% erreichten, lag bei 49 % (16 mg) bzw. 50% (8 mg) – gegenüber 28% unter Placebo.
Die häufigste Nebenwirkung war Schwindel (30% mit 16 mg Candesartan, 28% mit 8 mg; 13% mit Placebo). Schwere Nebenwirkungen und Therapieabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen waren selten und zwischen den Gruppen vergleichbar.
- Øie LR et al. Candesartan versus placebo for migraine prevention in patients with episodic migraine: a randomised, triple-blind, placebo-controlled, phase 2 trial. The Lancet Neurology. 2025;24(10):817-27.
