Medical Tribune
7. Nov. 2025Automatisierte Insulindosierung hat messbare Vorteile im Alltag

Neue Daten zu HCL-Systemen bei Typ-1- und-2-Diabetes

Hybrid-Closed-Loop-Systeme (HCL) markieren einen Wendepunkt im Diabetesmanagement. Sie kombinieren Insulinpumpe, kontinuierliche Glukosemessung und algorithmusbasierte Dosierungssteuerung, um eine weitgehend automatisierte Glukosekontrolle zu ermöglichen – mit klinisch messbaren Vorteilen im Alltag.

Diabetiker mit einer Insulinpumpe im Bauchraum, die er am Gürtel trägt. Diabetes-Konzept.
romaset/stock.adobe.com

HCL-Systeme haben das therapeutische Spektrum bei insulinpflichtigem Diabetes erweitert. Heute stehen neue schlauchlose, automatisierte Insulinabgabesysteme zur Verfügung.

Bisher waren Real-World-Daten zur Bewertung der klinischen Wirksamkeit und Verträglichkeit begrenzt. Zwei aktuelle, am EASD Annual Meeting 2025 vorgestellte Untersuchungen beleuchten die praktische Anwendung sowohl bei Typ-1- als auch bei Typ-2-Diabetes.

TIR bei Typ-1-Diabetes signifikant gestiegen

Eine retrospektive Analyse der University of Sheffield untersuchte 100 Erwachsene (63 % weiblich) mit Typ-1-Diabetes über einen Zeitraum von 12 Monaten (1).

Mehr als die Hälfte der Teilnehmer wechselte von mehrmals täglichen Insulin-Injektionen auf ein HCL-System (Omnipod® 5). Bei diesen Patienten beobachteten die Forscher die deutlichste Verbesserung: Die Time-in-Range (TIR) – also die Zeit, in der der Blutzucker im optimalen Bereich zwischen 3,9 und 10 mmol/l liegt – stieg signifikant von 37,7 % auf 60,3 %. Der mediane HbA1c-Wert sank von 68,0 mmol/mol (8,4 %) auf 57,7 mmol/mol (7,4 %) nach sechs Monaten und blieb über die zwölf Monate stabil.

Das Gewicht der Patienten veränderte sich im Beobachtungszeitraum nicht klinisch signifikant. Die Nutzer des Gerätes verbrachten im Median 97 % der Zeit im automatisierten Modus. In elf Fällen kam es zu einer Hypoglykämie, jedoch ohne notwendige Hospitalisierung. Drei Personen wurden aufgrund einer Hyperglykämie, eine wegen eines Pumpenausfalls und zwei wegen diabetischer Ketoazidose ins Spital eingewiesen.

Die Studie belegt den deutlichen Nutzen des HCL-Systems sowohl in Bezug auf Verbesserungen der TIR als auch des HbA1c.

Niedrige Hypoglykämie-Rate bei Typ-2-Diabetes

Eine weitere grossangelegte retrospektive Real-World-Analyse aus den USA untersuchte 14 517 Erwachsene mit insulinpflichtigem Typ-2-Diabetes, die das gleiche HCL-System nutzten (2). Es zeigte sich, dass auch diese Patientengruppe erheblich von der automatisierten Insulinabgabe profitierte. Nach einem Jahr Systemnutzung verbrachten die Teilnehmer im Median 94 % der Zeit im Automatikmodus, bei gleichzeitig sehr niedriger Hypoglykämie-Rate.

FDA-Zulassung neu für Personen mit Typ-2-Diabetes

Die Untersuchung bestätigt die Resultate der Zulassungsstudie und zeigt, dass Personen mit insulinpflichtigem Typ-2-Diabetes automatisierte Insulin-Managementsysteme langfristig sicher verwenden und eine verbesserte glykämische Kontrolle erreichen können, auch bei erhöhtem HbA1c-Ausgangswert. Aufgrund der überzeugenden Ergebnisse dieser Studie erhielt das System die FDA-Zulassung für Patienten mit Typ-2-Diabetes. Zuvor war es bereits für Kinder ab 2 Jahren mit Typ-1-Diabetes zugelassen.