Medical Tribune
4. Dez. 2024Ruhig Blut bewahren vor der Operation

Antikoagulation vor Operationen absetzen?

Wann sollte man vor einer Gallenblasen-OP die orale Antikoagulation stoppen? Und ist es nötig, den Gerinnungshemmer vor einer Herzkatheteruntersuchung abzusetzen? Diese Fragen klären sich leicht, wenn man das Blutungsrisiko des Eingriffs berücksichtigt.

Hüftersatz
kravka/stock.adobe.com
Nach grossen Eingriffen, z. B. in der Orthopädie, muss das NOAK noch mindestens zwei Tage pausiert werden.

Viele Patienten nehmen zur Vorbeugung von Thromboembolien oder Schlaganfällen ein Nicht-Vitamin-K-antagonistisches orales Antikoagulans (NOAK) ein.

Steht eine Operation oder Intervention an, muss die Antikoagulation eventuell angepasst werden.

Regeln zum Management der Antikoagulation

Prof. Dr. James Douketis von der McMaster University und Dr. Alex Spyropoulos vom Lenox Hill Hospital haben Empfehlungen zum perioperativen NOAK-Management erarbeitet (1).

Diese Regeln halten sowohl die Thromboembolie- als auch die Blutungsrate gering (0,2–0,4 % bzw. 1–2 %). Entscheidend ist dabei das Blutungsrisiko der jeweiligen Prozedur (siehe Tabelle).

Wie hoch ist das Blutungsrisiko bei welchem Eingriff?

minimales Risikoniedriges oder moderates Risikohohes Risiko
- Implantation eines kardialen Devices
- Koronarangiografie über A. radialis
- Exzision von Hautläsionen
- Katarakt-Operation
- kleinere Zahn-Operation
- laparoskopische Cholezystektomie
- abdominale Herniotomie oder Hysterektomie
- Lymphknoten-Biopsie
- Fuss- oder Handchirurgie
- Herzkatheter über A. femoralis
- gastrointestinale Endoskopie/Koloskopie mit oder ohne Biopsie (Cave: bei Resektion eines grossen [> 1 cm] oder mehrerer Polypen gilt ein hohes Risiko)
- Hämorrhoiden-OP
- Bronchoskopie mit oder ohne Biopsie
- jeder Eingriff mit spinaler oder epiduraler Anästhesie
- grössere Krebsoperation
- grössere orthopädische, plastisch-chirurgische und thorakoabdominale Eingriffe
- transurethrale Prostata- oder Blasenresektion
- bestimmte Biopsien (z. B. Niere)
- bestimmte gastrointestinale Eingriffe (z. B. endoskop. retrograde Cholangiopankreatikografie)
- Eingriffe mit Beteiligung stark durchbluteter Organe
- tiefe Nervenblockade
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