Das Parkinson-Risiko ist abhängig von Alter, Wohnort und Einkommen
Die Zahl der Menschen, die an Morbus Parkinson leiden, nimmt weltweit zu. Die Verbreitung der Krankheit variiert jedoch stark, sowohl geografisch als auch in Bezug auf Geschlecht, Alter und Einkommen. Es gibt auch immer mehr identifizierte Risikofaktoren, von denen einige beeinflussbar sind.
Morbus Parkinson tritt weltweit auf, aber die Verteilung variiert je nach geografischer Lage. Im Vergleich zu Europa und Nordamerika ist die Prävalenz in Afrika niedriger, in Asien niedriger bis gleich und in Lateinamerika gleich hoch.
Es gibt auch Unterschiede im Lebensstandard. Insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist die Prävalenz und Sterblichkeit von Morbus Parkinson deutlich gestiegen, wie britische Forscher in einer Analyse der neuesten epidemiologischen Daten festgestellt haben (1).
Einige Experten erklären dies damit, dass in diesen Ländern aufgrund einer höheren Lebenserwartung mehr Menschen an der Krankheit erkranken und daran sterben. Andere führen den Anstieg auf die zunehmende Industrialisierung zurück.
Hauptrisikofaktor Alterung
Die Autoren sind jedoch von diesen Hypothesen nicht überzeugt. Denn auch in Europa gibt es erhebliche Unterschiede: In den Niederlanden ist die Prävalenz von Morbus Parkinson in den Jahren 1990 bis 2016 um 7,5 Prozent gesunken, während sie in Norwegen im gleichen Zeitraum um 87 Prozent gestiegen ist. Die Forscher vermuten, dass diese uneinheitlichen Unterschiede auf eine Kombination von Umwelteinflüssen, sozialen Faktoren wie dem Zugang zur Gesundheitsversorgung und genetischen Einflüssen zurückzuführen sein könnten.
Etwas klarer wird der Fall hingegen, wenn man individuelle Faktoren betrachtet. Das offensichtlichste Risiko für die Entwicklung von Morbus Parkinson ist das Alter. Je älter man wird, desto höher ist das Risiko. Es ist jedoch noch unklar, ob es sich um einen linearen oder exponentiellen Zusammenhang handelt.
Mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko, dass Morbus Parkinson nicht erkannt wird. In einer Studie wurden bei der Altersgruppe der 65- bis 70-Jährigen 18 Prozent der Betroffenen nicht diagnostiziert, bei den 80- bis 85-Jährigen waren es 36 Prozent.
Ein weiterer eindeutiger Risikofaktor ist das männliche Geschlecht. Männer haben im Vergleich zu Frauen eine um 40 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, Morbus Parkinson zu entwickeln oder daran zu sterben. Im Gegensatz zum kardiovaskulären Risiko gleicht sich das Parkinsonrisiko von Männern und Frauen im höheren Alter nicht an. Frauen sind ihr ganzes Leben lang weniger gefährdet, warum das so ist, ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass weibliche Hormone schützende Wirkungen haben und Männer länger schädlichen Umweltfaktoren ausgesetzt sind.
Rauchen scheint vor Parkinson zu schützen
Es gibt viele beeinflussbare Faktoren, die die Entwicklung von Morbus Parkinson beeinflussen, sowohl positiv als auch negativ. Bewegung wirkt beispielsweise schützend. Je mehr körperliche Aktivität und Sport betrieben werden, desto seltener tritt die neurodegenerative Erkrankung auf. Es ist auch schon lange bekannt, dass Raucher ein geringeres Risiko für Morbus Parkinson haben. Es gibt offenbar genetische Varianten, die mit einem geringeren Risiko verbunden sind und die Anfälligkeit für das Rauchen bestimmen.
Der genaue Mechanismus dieser Assoziation ist nicht bekannt, ebenso wenig wie die Rolle von Nikotin. Nikotinpatches scheinen jedoch die Krankheitsaktivität bei Parkinsonpatienten nicht zu beeinflussen. Kaffee und Tee sollen das Parkinsonrisiko, insbesondere bei Männern, ebenfalls reduzieren.
Das Gleiche gilt für die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten und eine ballaststoffreiche, gesunde Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Getreide. Der Konsum von Milch soll dagegen das Parkinsonrisiko erhöhen. Alle diese Lifestyle-Faktoren scheinen additiv zu wirken und könnten präventiv genutzt werden, so die Autoren.
Pestizide können Parkinson-Risiko erhöhen
Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Morbus Parkinson. Als mögliche Ursache wird vermutet, dass sie häufiger neurotoxischen Umweltfaktoren ausgesetzt sind, von denen es bei Morbus Parkinson einige gibt.
Pestizide wie Paraquat und Organochlorverbindungen werden beispielsweise mit der Krankheit in Verbindung gebracht. Sie führen zu mitochondrialer Dysfunktion, Entzündungen, epigenetischer Methylierung und Veränderungen des Mikrobioms, die als wichtige, wenn nicht sogar ursächliche Faktoren für Morbus Parkinson angesehen werden.
Es ist auch bekannt, dass organische Lösungsmittel wie Trichlorethylen das Risiko für Morbus Parkinson erhöhen. Viele dieser Gifte bleiben langfristig in Böden, Luft, Grundwasser und Muttermilch erhalten.
Kopfverletzungen begünstigen die Krankheit
Schliesslich sollen auch Kopfverletzungen die Entstehung von Morbus Parkinson begünstigen. Die Studienlage dazu ist jedoch nicht einheitlich. Eine umfangreiche retrospektive Analyse deutet jedoch darauf hin, dass es eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen Parkinson und der Schwere vorangegangener Kopfverletzungen gibt. Ob eine Schädel-Hirn-Verletzung im individuellen Fall zu Morbus Parkinson führt, könnte auch von der genetischen Anfälligkeit des Betroffenen abhängen.
Liegt’s an den Genen?
Derzeit werden sieben Gene als monogene Ursachen für Morbus Parkinson betrachtet. Vier davon führen zu spät auftretenden, autosomal dominant vererbten Krankheiten (LRRK2, CHCHD2, VPS35 und SNCA) und drei zu früh auftretenden, autosomal rezessiv vererbten Erkrankungen (PARKIN, DJ1 und PINK1).
Varianten in einem achten Gen, GBA, gelten als der häufigste genetische Risikofaktor für Morbus Parkinson, mit einer Penetranz von bis zu 30 Prozent.
- Ben-Shlomo Y et al. The epidemiology of Parkinson's disease. Lancet. 2024 Jan 20;403(10423):283-292. doi: 10.1016/S0140-6736(23)01419-8.