Von Konjunktivitis bis Panuveitis: Die häufigsten Infektionen des Auges
Infektionen des Auges sind zwar in der Regel harmlos, können aber das Augenlicht gefährden. Der Hausarzt ist oft der erste Ansprechpartner bei entsprechenden Beschwerden. Daher ist es wichtig, die wichtigsten Entzündungen des Auges zu kennen.
Die akute Konjunktivitis (Bindehautentzündung) ist die häufigste erregerbedingte Augenerkrankung, die von Hausärzten bei ihren Patienten diagnostiziert wird.
Bei Erwachsenen wird sie in 80 Prozent der Fälle durch Viren verursacht, während dies bei Kindern nur in 20 Prozent der Fälle der Fall ist. Ein typisches Symptom ist eine wässrige Sekretion. Allerdings tritt diese auch bei einem Viertel der Patienten mit bakterieller Entzündung auf, wie US-amerikanische Autoren in einer Übersichtsarbeit berichten (1). Begleitsymptome wie Halsschmerzen, präaurikuläre Lymphadenopathie und der Kontakt zu anderen Patienten mit roten Augen unterstützen den Verdacht auf eine virale Ursache.
In den meisten Fällen handelt es sich um eine Infektion mit harmlosen Adenoviren, für die eine unterstützende Therapie ausreichend ist. Einige Subtypen können jedoch eine hochansteckende schwere epidemische Keratokonjunktivitis verursachen. Diese kann auch die Kornea betreffen und sich durch Augenschmerzen und Trübung der Hornhaut bemerkbar machen. Die Therapie zielt vor allem darauf ab, weitere Infektionen zu verhindern.
Eitriges Sekret spricht für eine bakterielle Infektion
Bei einer bakteriellen Bindehautentzündung sind eitriges Sekret und morgendlich verklebte Wimpern typische Symptome, obwohl diese Symptome eine virale Ursache nicht ausschliessen. Zu den häufigsten Erregern gehören Atemwegskeime wie Staphylococcus aureus, Streptococcus pneumoniae und Haemophilus influenzae. Die Therapie erfolgt mit topischen Antibiotika.
Eine gefährliche Entzündung, die durch Gonokokken verursacht wird, erzeugt ein hochakutes Krankheitsbild mit stark eitrigem Sekret. In einem Drittel der Fälle ist auch die Hornhaut möglicherweise betroffen. Die Behandlung erfolgt ähnlich wie bei der Chlamydienkonjunktivitis mit systemischen Antibiotika.
Bestimmte Subtypen von Chlamydia trachomatis (A, B und C) verursachen das Trachom, das in Industrieländern selten auftritt, aber weltweit die häufigste Ursache für Erblindung ist.
Nicht unterschätzt werden darf eine infektiöse Keratitis, da sie schnell zu einer Beeinträchtigung des Sehvermögens führen kann. Die Entzündung der Hornhaut kann durch Viren oder Mikroorganismen (Bakterien, Pilze oder Parasiten) verursacht werden, wobei Herpes-simplex-Virus (HSV) und Varizella-zoster-Virus (VZV) die häufigsten viralen Erreger sind. Betroffene klagen oft über Augenschmerzen, Lichtempfindlichkeit und eingeschränktes Sehvermögen. Bei der Untersuchung sind häufig eine gerötete Bindehaut, eine geschwollene Hornhaut und eine Ansammlung von Eiter in der vorderen Augenkammer (Hypopyon) zu erkennen.
HSV führt in der Kornea zu dendritischen Infiltraten
Die Herpes-simplex-Keratitis wird üblicherweise durch die Reaktivierung einer latenten Infektion im Ganglion trigeminale verursacht. Das klassische Zeichen sind dendritische Infiltrate im Korneaepithel. Eine akute Hornhautentzündung durch VZV tritt häufig als Folge einer Herpes-zoster-Infektion auf.
Eine potenziell zur Erblindung führende Infektion ist die Endophthalmitis, die sich im Inneren des Auges (Glaskörper, Kammerwasser) abspielt und fast immer durch Bakterien oder Pilze verursacht wird. Bei mindestens 20 Prozent der betroffenen Augen kommt es zu einem massiven Verlust des Sehvermögens (< 20/200). Es werden zwei Formen unterschieden: Die exogene (einseitige) Endophthalmitis tritt nach chirurgischen Eingriffen (z. B. Kataraktoperationen), intravitrealen Injektionen, durchdringenden Verletzungen oder als Folge einer Keratitis auf. Die endogene Form entsteht aufgrund einer Bakteriämie oder Fungämie und betrifft in acht bis 20 Prozent der Fälle beide Augen.
Die häufigsten Symptome sind Augenschmerz und Sehverlust. Plötzlich einsetzende Beschwerden, Hypopyon und diffuse intraokulare Infektion deuten eher auf eine bakterielle Genese hin. Exogene Entzündungen verursachen keine systemischen Infektionszeichen, endogene dagegen manchmal schon. Die Diagnose wird anhand der klinischen Veränderungen (Entzündung im Risikoauge) gestellt und kulturell gesichert. Es ist jedoch zu beachten, dass ein negatives Ergebnis einer intraokularen Untersuchung die Erkrankung nicht ausschliesst. Die Therapie basiert auf der intravitrealen Injektion von Antibiotika, bei schweren Fällen von exogener Entzündung und bei allen Fällen von endogener Entzündung ist eine systemische Gabe indiziert.
Okuläre Entzündungen können auch die Uvea (Iris, Ziliarkörper, Choroidea) betreffen und benachbarte Strukturen wie den Glaskörper oder die Netzhaut einbeziehen. Die meisten Fälle sind idiopathisch, in Industrieländern haben nur zehn bis 20 Prozent eine infektiöse Ursache. Je nach Bereich mit der stärksten Entzündung können verschiedene Varianten unterschieden werden. Die häufigste Form ist die anteriore Uveitis. Allerdings bedrohen die posteriore und die Panuveitis eher das Sehvermögen. Die meisten betroffenen Patienten suchen den Arzt wegen einer Verschlechterung des Sehvermögens auf, während Schmerzen vor allem bei der anterioren Entzündung auftreten. Bei der vorderen Form können oft keratinische Präzipitate aus weissen Blutkörperchen beobachtet werden.
Uveitis bei Toxoplasmose verläuft oft asymptomatisch
Die häufigste Ursache für eine posteriore infektiöse Uveitis ist die Toxoplasmose. Die durch den Parasiten verursachte Erkrankung führt typischerweise zu einer selbstlimitierenden Chorioretinitis, die jedoch mit Narbenbildung abheilt. Sie beeinträchtigt oft das Sehvermögen, verläuft aber vor allem bei Befall der peripheren Netzhaut oft asymptomatisch. Rezidive treten häufig auf und können zur Erblindung führen.
Eine akute Retinanekrose wird hauptsächlich durch VZV oder HSV ausgelöst. Die meisten Patienten (> 70 %) sind immunkompetent und klagen nur über Augensymptome. Typische Symptome sind leichte Augenschmerzen, Lichtempfindlichkeit und eine rasch fortschreitende Verschlechterung des Sehvermögens. An der peripheren Netzhaut können fokale Nekrosen beobachtet werden, ausserdem treten retinale Gefässverschlüsse und weisse Blutkörperchen im Glaskörper und Kammerwasser auf. Nur eine sofortige antivirale Behandlung kann eine beidseitige Beteiligung und eine drohende Erblindung verhindern.
Lues und Tbc im Auge
In seltenen Fällen kann auch eine Syphilis das Auge betreffen, meist in Form einer Uveitis und hauptsächlich bei sekundärer Syphilis oder in einem späten Stadium. Die betroffenen Patienten haben oft nur Augenbeschwerden, während Hautausschläge und neurologische Veränderungen fehlen. Tuberkulose kann sich ebenfalls im Auge manifestieren und führt typischerweise zu einer Chorioiditis.
- Durand ML et al. Eye Infections. N Engl J Med. 2023 Dec 21;389(25):2363-2375. doi: 10.1056/NEJMra2216081