Psychotherapie: kaum Einfluss auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Die Darm-Hirn-Achse gerät zunehmend ins Visier der Wissenschaft. Eine neue Metastudie untersuchte erneut, ob sich chronisch-entzündliche Darmerkrankungen möglicherweise durch eine Psychotherapie positiv beeinflussen lassen. Das Ergebnis: Patienten können durchaus von einer begleitenden Psychotherapie profitieren – auch wenn sich dadurch an den entzündlichen Veränderungen im Darm nicht viel ändert.
Die Krankheitslast von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) hat starke emotionale und psychische Aspekte. So leiden Betroffene oft unter Angst und Depressionen.
Bereits 2017 untersuchte eine Metaanalyse von 14 Studien den Einfluss einer Psychotherapie auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Sie konnte keine positiven Effekte auf die Krankheitsaktivität oder die Lebensqualität zeigen.
Britische Wissenschaftler wollten nun den Wissensstand erweitern. Dazu führten sie eine weitere Metaanalyse mit elf zusätzlichen Studien durch. Dies ermöglichte den Forschern unter anderem mehr Subgruppenanalysen.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: In Remission weniger Angst, Depression und Stress
Dabei zeigte sich ein klares Manko bei der Studienqualität. Alle 25 verfügbaren randomisierten kontrollierten Studien attestierte das Forscherteam ein hohes Verzerrungsrisiko.
Nur vier Studien untersuchten überdies aktive chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Für Aussagen zu Remission, Krankheitsaktivität, Depressions- und Stressscores reichten die Daten dabei nicht aus.
Hinsichtlich der Scores bei Angst zeigte sich nach Abschluss der Therapie keine Verbesserung gegenüber den Kontrollen, wohl aber, was die Lebensqualität anging – auch wenn die Studien sehr heterogen waren.
Für Patienten in Remission ergab sich durch eine Psychotherapie kein Vorteil in Bezug auf Krankheitsaktivität und Rückfallquote. Verbesserungen zeigten sich hingegen bei Angst-, Depressions- und Stressscores. Auch die Lebensqualität war nach Therapieabschluss höher als bei den Kontrollen.
Deutlicherer Effekt mit Akzeptanz-, Achtsamkeits- und werteorientierten Ansätzen
Der Effekt entpuppte sich als deutlich ausgeprägter bei moderneren Behandlungen mit Akzeptanz-, Achtsamkeits- und werteorientierten Ansätzen. Am meisten konnten Patienten profitieren, die bereits vor Beginn der Intervention von eingeschränkter psychischer Gesundheit, Fatigue oder reduzierter Lebensqualität berichtet hatten.
Die Autoren kommen zum Schluss, dass Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen durchaus von einer begleitenden Psychotherapie profitieren können – auch wenn sich dadurch an den entzündlichen Veränderungen im Darm nicht viel ändert. In weiteren Studien müsse untersucht werden, bei wem die Behandlung besonders sinnvoll ist.
- Riggott C et al. Efficacy of psychological therapies in people with inflammatory bowel disease: a systematic review and meta-analysis. Lancet Gastroenterol Hepatol. 2023 Oct;8(10):919-931. doi: 10.1016/S2468-1253(23)00186-3