Medical Tribune
16. Juni 2023Entscheidungshilfe für schubfreie Patienten mit rheumatoider Arthritis

Auch ohne Medikamente bleiben viele in Remission

Befindet sich eine rheumatoide Arthritis bei halber Dosis krankheitsmodifizierender Anti­rheumatika in stabiler Remission, kann das Ausschleichen der Medikamente für manche Patienten eine gute ­Alternative zum Weiterführen der Therapie sein. Dies legt eine skandinavische Studie nahe.

Bei verlängerter Remission mit halber Medikamentendosis konnten viele RA-Patienten ihre Medikamente ganz absetzen.
SeventyFour/gettyimages

Eingeschlossen wurden Patienten, die zuvor bei halbierter Medikamentendosis ein Jahr lang frei von Krankheitsschüben geblieben waren (1).

Mehr als die Hälfte der Teilnehmer setzte die Medikamente ab

Die Autoren definierten einen Schub als ein Überschreiten des Disease Activity Scores (28 oder 44) von 1,6.

Alternativ zählten auch eine Veränderung dieses Wertes um 0,6 Punkte und darüber, sowie zwei oder mehr geschwollene Gelenke. Alternativ konnte ein Schub auch nach Einschätzung des Arztes in Übereinstimmung mit dem Patienten festgestellt werden.

Von den insgesamt 56 Teilnehmern setzten 26 die konventionellen synthetischen krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (csDMARD) vollständig ab. Die anderen fuhren mit der halben Dosis fort. Kontrolltermine fanden über einen Zeitraum von einem Jahr alle vier Monate sowie beim Wiederaufflackern der Krankheitsaktivität statt.

Mehrheit blieb für ein Jahr oder länger in Remssion

Von den 26 Teilnehmern der Interventionsgruppe erlitten zehn innerhalb des zwölfmonatigen Follow-ups einen Schub. Im Mittel vergingen bis dahin 179 Tage. Acht von ihnen gelangten durch Wiederaufnahme der vollen Dosis csDMARD erneut in Remission.

In der Kontrollgruppe mit halber Dosierung flammte die Krankheit bei fünf von dreissig Teilnehmern nach durchschnittlich 133 Tagen wieder auf. Bei 69 Prozent der Kontrollen, aber 84 Prozent der ­cs­DMARD-freien Patienten ergaben regelmässige ­radiografische Untersuchungen keine Hinweise auf eine fortschreitende Gelenkschädigung. Unerwünschte Ereignisse traten in beiden Gruppen im Verhältnis etwa gleich häufig auf.

Auch wenn das Absetzen der Medikamente zu mehr Schüben führte, habe sich die Mehrheit der Patienten für ein Jahr oder länger in medikamentenfreier Remission befunden, fassen die Autoren die Ergebnisse zusammen. Selbst bei einem Rückfall gelangten fast alle Teilnehmer durch die Aufnahme der vollen Dosis in den Status quo zurück. Nach ihrer Meinung könnten diese Ergebnisse trotz des kleinen und offenen Studiendesigns als Orientierung dienen, wenn bei erreichter Remission die Frage nach dem Fortgang der Therapie im Raum steht.