Medical Tribune
21. Apr. 2023Schluckstörung spricht auf L-Dopa an

Parkinson-Dysphagie beginnt oft früher als gedacht

Anders als oft angenommen, gehört die Dysphagie zu den frühen Sym­ptomen der Parkinsonkrankheit und zeigt Charakteristika einer motorischen Störung. Bei anderen Aspekten rund um die Schluckstörung ist ebenfalls Umdenken angesagt.

Sad, senior woman having lack of appetite
KatarzynaBialasiewicz/gettyimages

Noch vor wenigen Jahren galt die Dysphagie als ein spätes Symptom der Parkinsonkrankheit. Heute weiss man, dass sie in jeder Phase der Erkrankung auftreten kann – auch in der präklinischen oder Prodromalphase. So früh wird sie in der Routine allerdings meist nicht erkannt, erklärt Professor Dr. Tobias­ Warnecke, Universitätsklinik für Neurologie, Münster (1).

Man schätzt, dass eine Schluckstörung der Parkinson-Erstdiagnose um mehr als fünf Jahre vorausgehen kann. Für die Betroffenen ist dies nicht so sehr wegen des erhöhten Aspirationsrisikos relevant, sondern weil eine Dysphagie die Nahrungsaufnahme behindert, die Lebensqualität vermindert und nicht zuletzt die Wirksamkeit der Medikation negativ beeinflusst.

Den Schluckakt am besten endoskopisch beurteilen

Nachgewiesen wird die oropharyngeale Dysphagie heute mithilfe der flexiblen endoskopischen Evaluation des Schluckens (FEES). Diese Methode hat den ehemaligen Goldstandard Video­fluoroskopie des Schluckakts abgelöst, erkärt der Experte.

Die FEES eignet sich zur Untersuchung der oropharyngealen Dysphagie bei Schlaganfall wie auch bei Parkinsonkrankheit und anderen Bewegungsstörungen. Nach Einschätzung des Kollegen lässt sich mit ihr der Schluckakt viel detaillierter beurteilen – mit dem Potenzial, eine Dysphagie früher zu entdecken.

Betroffenen droht Gewichtsverlust

Ad acta legt Prof. Warnecke die Vorstellung, bei der Dysphagie handele es sich um ein nichtmotorisches Krankheitszeichen. Tatsächlich lassen sich oropharyngeal typische motorische Symptome analog der Störungen beim Gehen zeigen. Zum einen kann es zu einer paradoxen Beschleunigung und zu repetitiven Zungenbewegungen kommen. In der Folge essen die Betroffenen nur sehr langsam und immer weniger. Es droht ein Gewichtsverlust, betont Prof. Warnecke.

Zum anderen kann analog dem Freezing of Gait eine Akinese auftreten, bei der passager der Schluckreflex nicht mehr auslöst, obwohl dies ansonsten noch klappt.

Bei einigen Betroffenen lässt sich beim Schlucken ein «Trembling in Place» beobachten. Sobald ein Bolus im Mund ist, kommt es zu einem hochfrequenten Tremor des Zungengrunds. Das Schlucken gelingt zwar, wird aber als sehr unangenehm empfunden.

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