Vorhofflimmern ist die häufigste Ursache der Tachykardiomyopathie
Schlägt das Herz längere Zeit zu schnell oder unregelmässig, droht eine Insuffizienz. Gelingt es rechtzeitig, die zugrunde liegende Rhythmusstörung zu beseitigen, kann sich die Herzfunktion wieder normalisieren.
Als Tachykardiomyopathie (TMP) bezeichnete man früher nur die Kardiomyopathie aufgrund von tachykardem Vorhofflimmern. Inzwischen umfasst die Definition alle Arrhythmien, die mit einem anhaltenden schnellen und/oder unregelmässigen Herzschlag einhergehen (1).
Neben Vorhofflimmern/-flattern (AF-TMP) fallen darunter vor allem die durch ventrikuläre Extrasystolen induzierte Tachykardiomyopathie (VES-TMP) und in sehr seltenen Fällen die permanente junktionale Reentry-Tachykardie. Alle anderen tachykarden Rhythmusstörungen treten eher paroxysmal auf, was für die Ausbildung einer Kardiomyopathie in der Regel nicht ausreicht.
Bei dauerhafter Frequenz ≥ 100/min an Tachykardiomyopathie denken
Man unterscheidet zwei Arten der Tachykardiomyopathie: Während bei der klassischen Form die Herzinsuffizienz durch die Rhythmusstörung ausgelöst wird, verstärkt letztere bei der gemischten Tachykardiomyopathie-Form eine bereits bestehende Herzschwäche. Zu bedenken ist, dass eine Herzinsuffizienz mit einem deutlich erhöhten Risiko für Vorhofflimmern einhergeht – je höher das NYHA-Stadium desto häufiger die Koinzidenz.
Ab welcher Herzfrequenz eine Tachykardiomyopathie droht, ist nicht genau bekannt. Zahlreiche Faktoren spielen eine Rolle, darunter Art und Dauer der Arrhythmie, Patientenalter, Komorbiditäten und genetische Disposition. Eine Herzfrequenz < 110/min erscheint hinsichtlich der linksventrikulären Funktion unproblematisch. Bei einer dauerhaften Frequenz ≥ 100/min sollte jedoch abhängig von der Gesamtkonstellation des Patienten an die Möglichkeit einer Tachykardiomyopathie gedacht werden.
Echokardiografie gehört zur Basisdiagnostik
Auch häufige ventrikuläre Extrasystolen (VES) können eine Herzinsuffizienz verursachen oder verstärken. Ab einem VES-Anteil von über zehn Prozent liegt der Verdacht auf eine Tachykardiomyopathie nahe. Als prognostisch ungünstig gelten eine VES-Last über 20 Prozent und ventrikuläre Tachykardien.
Patienten mit Tachykardiomyopathie zeigen typischerweise die klassischen Symptome einer Herzinsuffizienz – in Extremfällen präsentieren sie sich im kardiogenen Schock. Leitsymptom ist tachykardes Vorhofflimmern oder -flattern. Diagnostisch nicht leicht zu klären ist die Frage, was zuerst da war: Herzinsuffizienz oder Rhythmusstörung. Zum Teil lässt sich eine Tachykardiomyopathie erst retrospektiv bestätigen, wenn sich die linksventrikuläre Funktion nach Rhythmisierung wieder deutlich bessert.
Zur kardiologischen Basisdiagnostik gehört neben Labor (Blutbild, Troponin, NT-ProBNP, Elektrolyte, CRP, TSH) und EKG auch eine Echokardiografie. Diese offenbart meist eine global eingeschränkte linksventrikuläre Funktion, wobei die Dilatation des linken Ventrikels nicht so ausgeprägt ist wie bei der dilatativen Kardiomyopathie.
Besteht darüber hinaus eine medikamentös refraktäre Angina pectoris, sollte zusätzlich eine Koronarangiografie zum Ausschluss einer KHK erfolgen. Liegt keine relevante KHK vor, empfehlen die Autoren zur weiteren Abklärung ein kardiales MRT, mit dem sich die Diagnose einer nichtischämischen Kardiomyopathie ohne grössere Narbenbildung bestätigen lässt.
- Seizer P, Gramlich M. Tachykardiomyopathie [Tachycardiomyopathy]. Dtsch Med Wochenschr. 2023 Jan;148(1-02):44-55. German. doi: 10.1055/a-1932-8085