Medical Tribune
6. Feb. 2023Management der Herzinsuffizienz in der Praxis

«Der Hausarzt spielt eine Hauptrolle von der Diagnose bis zum terminalen Stadium»

In der Behandlung der Herzinsuffizienz hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Im Interview erklärt Dr. Matthias Paul, Leitender Arzt Herzzentrum, Luzerner Kantonsspital, und Präsident der Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz, wie das Management heute aussieht und welche Rolle die Hausärzte dabei spielen.

Portraitfoto Dr. Matthias Paul
MT-Archiv

Herr Dr. Paul, welche Aufgabe hat der Hausarzt bei der Betreuung von Patienten mit Herzinsuffizienz und welche Aufgaben sollte der Facharzt wahrnehmen?
Dr. Paul: Prinzipiell ist dies Team­arbeit. Der Hausarzt spielt eine Hauptrolle von der Diagnose bis zum terminalen Stadium. Essenziell ist, bei Patienten mit Risikofaktoren wie beispielsweise Diabetes, koronare Herzkrankheit, langjährige arterielle Hypertonie oder COPD immer an eine Herzinsuffizienz zu denken. Bei diesen Patienten ist ein Screening wichtig etwa mit der Frage, ob sich etwas in puncto Atemnot bei Belastung verändert hat. Viele ältere Patienten führen dies primär auf das Alter zurück. Mit der Bestimmung des NT-proBNP lässt sich dann eine Verdachtsdiagnose stellen.

Ist der Wert erhöht, sollte der Hausarzt in einem nächsten Schritt den Patienten zur Bestätigung der Diagnose, Ursachenabklärung und Einteilung der Herzinsuffizienz dem Kardiologen zur Echokardiografie zuweisen. Liegt eine Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion (HFrEF) vor, startet die Therapie mit den vier Standardmedikamenten: ACE-Hemmer bzw. ARNI*, Betablocker, Mineralokortikoidantagonisten und SGLT2-Hemmer. Das Auftitrieren der Medikamente sollte der Hausarzt übernehmen. Je nach Komplexität des Patienten ist es eventuell notwendig, einen Herzinsuffizienz-Spezialisten von einer Klinik zuziehen.

Auf der anderen Seite gibt es die Patienten, die nicht im ambulanten Setting diagnostiziert werden, sondern nach einer Dekompensation aus dem Spital kommen. In dieser vulnerablen Phase haben Patienten ein hohes Risiko zu versterben bzw. für eine erneute Hospitalisierung. Nach der Spitalentlassung sollten die Patienten nach einer Woche beim Hausarzt und nach zwei Wochen beim Spezialisten vorstellig werden. (1)

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