Medical Tribune
23. Nov. 2022Schmerz, lass nach!

Multimodale Behandlung für den chronischen Schmerz

Chronischer Schmerz wird im ICD-11 mittlerweile als eigenständige Krankheit geführt. In der Genese und dem Krankheitserleben des dauerhaften Schmerzes spielen individuelle psychosoziale Faktoren eine erhebliche Rolle. So leiden die Betroffenen zum Beispiel auch darunter, ihren Schmerzen scheinbar hilflos ausgeliefert zu sein. Das gilt es in Diagnostik und Therapie von Anfang an zu berücksichtigen.

Chronischer Schmerz hat mit der Psyche viel zu tun
amygdala_imagery/gettyimages

Zentralnervöse Prozesse und dysfunktionale Faktoren lassen ein akutes Schmerzempfinden zum Dauerzustand werden. Im International Classification of Diseases (ICD)-System wird chronischer Schmerz inzwischen als eigenständiges Krankeitsbild geführt, berichtet eine Autorengruppe um Dr. ­Victoria ­Lucas von der Universitätsklinik Heidelberg in einer aktuellen Übersichtsarbeit (1).

Noziplastischer Schmerz hält Einzug in ICD-Katalog

Chronische Schmerzen unterteilte man bisher in nozizeptive und in neuropathische. Erstere beruhen auf der Aktivierung von Nozizeptoren, Letztere sind Folge der direkten Schädigung oder einer Erkrankung somatosensorischer Nervenstrukturen. Als dritte und neue Kategorie hat der sogenannte noziplastische Schmerz Eingang in die ­ICD-11 gefunden, erklären Dr. ­Lucas und Kollegen. Er entsteht aufgrund einer veränderten Schmerzwahrnehmung. Eindeutige Hinweise auf eine Gewebeschädigung mit Aktivierung peripherer Nozizeptoren fehlen allerdings bislang, eine Erkrankung oder Läsion des somatosensorischen Systems liegt ebenfalls nicht vor.

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