Medical Tribune
12. Juni 2022Pruritus-Dompteure

Mit Topika und Antikörpern den Juckreiz zähmen

Ein chronischer Pruritus bleibt aufgrund der Vielzahl an potenziellen, nicht nur dermatologischen Auslösern schwer zu behandeln. An erster Stelle steht die Symptomlinderung. Das spiegelt auch eine aktualisierte AWMF-Leitlinie wider (1).

Auch wenn der Auslöser behandelt wird, ist meist der Juckreiz nicht (sofort) weg.
iStock/Rawpixel

Als chronisch wird Juckempfinden bezeichnet, wenn es länger als sechs Wochen anhält. Der Pruritus kann unabhängig vom Auslöser fortbestehen, verliert dann ähnlich wie Schmerz seine Warnfunktion und wird zum eigenständigen Krankheitsbild. Da sich die Mechanismen hinter der Chronifizierung zwischen den verschiedenen Pruritus-Formen nicht grundlegend unterscheiden, ähneln sich auch die Therapieansätze.

Der Basistherapie kommt eine entscheidende Rolle zu

Am Anfang steht eine sorgfältige Anamnese zu Juckempfinden, Kratzverhalten (Finger, Bürste etc.) und potenziellen Ursachen. Ausserdem müssen durch die hohe Krankheitslast auch psychische Erkrankungen (Angststörung, Depression) erfasst und interdisziplinär weiterverfolgt werden. Inspiziert wird die gesamte Haut einschliesslich Mukosa, Kapillitium, Haare, Nägel und Anogenitalregion. Eine Schwierigkeit besteht mitunter darin, Kratzläsionen und Hautveränderungen durch eine Dermatose zu unterscheiden, da sie sich z.T. überlagern können. Man teilt die verschiedenen Pruritus-Formen nach IFSI-Klassifikation ein. Aus­serdem empfiehlt die aktualisierte S2k-Leitlinie eine Palpation von Leber, Nieren, Milz und Lymphknoten, um internistische Ursachen nicht zu übersehen. Bei unklarer Genese können eventuell Labordiagnostik (s. Kasten),­ apparative Untersuchungen und Biopsien weiterhelfen.

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