Blei-Verunreinigung in alternativem Medizinprodukt
Was haben ayurvedische Heilmittel und illegale Drogen gemeinsam? Die potenzielle Verunreinigung durch Schwermetalle hält für Konsumenten unangenehme Überraschungen bereit, wie das Beispiel eines 24-Jährigen zeigt.
Mit seit mehreren Wochen bestehenden krampfartigen Unterbauchschmerzen kam der junge Mann auf die Notfallstation. Sein Allgemeinzustand war reduziert, der Hautton blass-grau und er zeigte einen leicht dunklen Gingivalsaum. Zwar bestätigte er einen ehemaligen Cannabis- und Kokainkonsum, aber derzeit hätte er nichts eingenommen, ausser täglich zwei ayurvedische Kapseln aus Indien. Bei einem vorangegangenen stationären Aufenthalt war nach abdomineller Bildgebung und Knochenmarkpunktion lediglich eine hyporegenerative Anämie ohne maligne hämatologische Grunderkrankung festgestellt worden.
Blei im Haar
Beim zweiten Besuch zeigten die neuen Laborwerte eine normozytäre, normochrome Anämie mit erhöhten Lipasen-, Leber- und Ferritinwerten. Zudem war die d-Aminolävulinsäurekonzentration im Urin um ein Vielfaches erhöht und die Erythrozyten erschienen basophil getüpfelt. Die Untersuchung auf Schwermetalle ergab einen Bleispiegel von 70 µg/dl (Normwert < 5 µg/dl). In der Haaranalyse liess sich das Metall ebenfalls nachweisen. Auf der Suche nach den Ursachen für die Vergiftung gerieten schliesslich auch die vermeintlich heilsamen Kapseln unter Verdacht. Und das zu Recht, denn in zwei Kapseln war bereits das 136-Fache der zulässigen täglichen Bleidosis enthalten.