Gebrechlichkeit eignet sich früh zur Risikoeinschätzung
Will man das biologische Alter von Senioren einschätzen, leistet das Konzept der "Frailty" gute und zuverlässige Dienste. Eine Schweizer Studie zeigt, dass die Frailty schon recht früh mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko korreliert.
Die "Frailty" ist eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes im höheren Lebensalter, die durch den biologischen Alterungsprozess diverser Organe bedingt ist. Im Wesentlichen sind es fünf Merkmale, die zur Gebrechlichkeit eines alten Menschen beitragen (1).
Pre-Frailty bei drei erfüllten Kriterien
- Verlust an Körpermasse
- (Gewichtsverlust, "Schrumpfen")
- Erschöpfung und abnehmende körperliche Leistungsfähigkeit
- Abnahme der Muskelkraft
- Geringe körperliche Aktivität
- Verlangsamte Gehgeschwindigkeit
Liegt keines dieser Kennzeichen vor, gilt der Betroffene als "nicht gebrechlich". Sind eines oder zwei der Kriterien erfüllt, spricht man von "Pre-Frailty", bei drei oder mehr von "Frailty". Während Frailty bei Menschen in den 60ern eher selten ist, liegt bei vielen schon eine Pre-Frailty vor. In frühen Stadien lässt sich eine Entwicklung zur Frailty hin möglicherweise umkehren.
Nun untersuchte ein Team um Sarah Fustinoni von der Universität Lausanne, ob sich das Mortalitätsrisiko älterer Menschen mithilfe der Frailty-Kriterien einschätzen lässt (2).
Frailty bei 66- bis 71-jährigen gezielt überprüfen
Die Datengrundlage stammte aus der Kohorte Lc65+, die selbstständig lebende Senioren der Geburtsjahrgänge 1934 bis 1939 aus Lausanne umfasst. Nachdem im Jahr 2005 die fünf Merkmale bei den damals 66- bis 71-jährigen Teilnehmern bestimmt worden waren, dokumentierten die Wissenschaftler alle Todesfälle der Folgejahre. Während der 14-jährigen Nachbeobachtung starben 336 der 1.315 Senioren. Die Daten belegen den klaren Zusammenhang von Pre-Frailty und Frailty auf das Sterberisiko, wobei der Effekt auf die Mortalität in den ersten vier Jahren nach Feststellung des Gebrechlichkeitsstatus besonders stark ausfiel.
Menschen, die im Alter von 66 bis 71 Jahren zumindest eines der Frailty-Kriterien erfüllen, haben gegenüber weniger gebrechlichen Altersgenossen ein signifikant erhöhtes Sterberisiko. Nach Ansicht der Autoren sollte Pre-Frailty in dieser Altersgruppe gezielt identifiziert werden, um Interventionen anpassen und die Lebenszeit verlängern zu können.
Referenzen
- Fried LP et al. Frailty in older adults: evidence for a phenotype. J Gerontol A Biol Sci Med Sci. 2001 Mar;56(3):M146-56. doi: 10.1093/gerona/56.3.m146.
- Fustinoni S et al. Swiss Med Wkly 2021; 151: w30042; doi: 10.4414/SMW.2021.w30042