Ernährung und Enzymsubstitution bei exokriner Pankreasinsuffizienz
Bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz ist die Produktion und Sekretion von wichtigen Verdauungsenzymen gestört. In der Folge resorbiert der Dünndarm Nahrungsbestandteile nicht mehr ausreichend. Wichtigste Therapiemassnahmen sind eine vollwertige Ernährung und die Substitution von Enzymen.
Die Umstellung auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Energiezufuhr hat bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz erst dann Aussicht auf Erfolg, wenn die Resorptionsfähigkeit im Darm wiederhergestellt ist. Dafür ist die Substitution von Enzymen essenziell.
Was Enzymsubstitute können müssen
Die drei wichtigsten Enzyme der Bauchspeicheldrüse sind Amylase, Trypsin und Lipase. Für die Enzymsubstitution werden hauptsächlich Präparate aus Schweinepankreatin verwendet, die Enzyme für alle drei Nährstoffgruppen in säuregeschützten Hüllen enthalten. Präparate mit Enzymen aus Rindern oder Pilzen haben ungünstigere biologische Eigenschaften.
Entscheidend für die Wirksamkeit der Enzympräparate ist vor allem die darin enthaltene Lipase. Diese sollte eine ausreichend hohe Aktivität aufweisen und vor Zerstörung durch die Magensäure geschützt sein. Ausserdem ist es wichtig, dass sie sich gut mit dem Chymus durchmischen lässt und eine zeitgleiche Magenentleerung gewährleistet ist. Empfohlen wird ein Präparat mit einer Partikelgrösse von 2 mm oder weniger.
Bei der Einnahme zu beachten
Pankreatin wird unzerkaut zu Beginn einer Mahlzeit eingenommen. Die Dosierung richtet sich nach dem Fettgehalt der Nahrung. In der Regel liegt sie bei 2.000–3.500 Einheiten Lipase pro Gramm Fett. Bei unzureichendem Ansprechen kann eine Verdopplung oder Verdreifachung der Dosis notwendig sein.
Ist der pH-Wert im Verdauungstrakt zu niedrig, wird die zugeführte Lipase unter Umständen zerstört. In diesem Fall wird eine Begleitmedikation mit einem PPI zur Anhebung auf einen pH-Wert von über 5 empfohlen. Liegt die Ursache für ein unzureichendes Ansprechen in einer bakteriellen Fehlbesiedelung des Dünndarms, kommen Antibiotika zum Einsatz.
Auf die Fette kommt es an
Es gibt keine spezielle "Pankreasdiät". Ein individualisierter Ernährungsplan kann jedoch helfen, abdominelle Symptome wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Meteorismus zu lindern. Hierbei gilt es jedoch darauf zu achten, dass der Ausschluss von Lebensmitteln, die der Betroffene subjektiv als belastend empfindet, nicht zu einer einseitigen Ernährung und Energiereduktion führt.
Die empfohlene tägliche Energiezufuhr liegt bei 35–40 kcal/kg. Rund 30 Prozent der Gesamtenergie sollten durch Fette abgedeckt werden, sofern der Patient diese unter adäquater Enzymsubstitution gut verträgt. Eine ausreichende Fettzufuhr kann nicht nur zur Gewichtszunahme beitragen, sondern ist auch von entscheidender Bedeutung für die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K. Ausschlaggebend ist dabei neben dem absoluten Fettgehalt das Verhältnis der einzelnen Fette zueinander (gesättigt vs. einfach bzw. mehrfach ungesättigt).
Mittelkettige Triglyzeride werden ohne Lipase resorbiert
Zudem sollte auf die Zufuhr der essenziellen mehrfach ungesättigten Omega-6- und -3-Fettsäuren, möglichst in einem Verhältnis von unter 5:1, geachtet werden.
Bei anhaltender Steatorrhö mit einem täglichen Fettverlust über 20 g können mittelkettige Triglyzeride zulasten der Nahrungsfette langsam und vorsichtig bis auf 60 g pro Tag gesteigert werden. Dabei ist von einer Enzymsubstitution abzusehen, da diese Fette ohne Lipase resorbiert werden.
Generell ist die Aufteilung auf vier bis sechs kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt empfehlenswert, um die Verträglichkeit der Nahrung zu verbessern. Auf Alkohol sollte bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz verzichtet werden. Bei klinischem Verdacht auf eine Unterversorgung mit fettlöslichen Vitaminen, Kalzium, Magnesium, Zink, Thiamin oder Folsäure ist eine entsprechende Substitution angezeigt.
Referenz
Kehayova T. Exokrine Pankreasinsuffizienz. Ernährungs Umschau 2021; 68: M596-602; doi: 10.4455/eu.2021.042