Trastuzumab-Deruxtecan ist Trastuzumab-Emtansin beim fortgeschrittenen Brustkrebs überlegen
Erste Ergebnisse der Phase-II-Studie DESTINY-Breast03 ergaben einen klaren PFS-Vorteil von Trastuzumab-Deruxtecan gegenüber Trastuzumab-Emtansin. Experten sprechen deshalb bereits jetzt von einem neuen Zweitlinienstandard für das metastasierte HER2-positive Mammakarzinom.
Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd) ist ein gegen HER2 gerichtetes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat der nächsten Generation. Es wurde gegenüber Trastuzumab-Emtansin (T-DM1) weiterentwickelt und bietet potenziell Vorteile, erläuterte Professor Dr. Javier Cortes, International Breast Cancer Center, Vall d’Hebron Institute of Oncology, Barcelona.1
In der Phase-III-Studie DESTINY-Breast03 wurden beide Antikörper-Wirkstoff-Konjugate erstmals direkt miteinander verglichen. Die ersten Daten nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von gut 15 Monaten ergaben ein hochsignifikant verlängertes PFS unter T-DXd gegenüber T-DM1.
Progressionsrisiko sank um absolut 72 %
Für die Studie wurden 524 Patienten mit inoperablem fortgeschrittenem bzw. metastasiertem HER2+ Mammakarzinom 1:1 randomisiert und mit einem der beiden Antikörper-Wirkstoff-Konjugate behandelt. Alle Teilnehmer hatten zuvor bereits Trastuzumab sowie eine Taxan-Chemotherapie erhalten. Knapp ein Viertel hatte bereits zwei Vorbehandlungen hinter sich und ein weiteres Viertel drei und mehr Vortherapien. Etwa 60 % der Teilnehmer hatten im Rahmen dessen Pertuzumab erhalten.
Die Reduktion des relativen Progressionsrisikos entsprach 72 % (HR 0,28; p = 7,8 x 10-22). Das mediane PFS war im T-DXd-Arm noch nicht erreicht und betrug im Kontrollarm 6,8 Monate. Nach zwölf Monaten waren noch 75,8 % der Patienten ohne Progression im Vergleich zu 34,1 % unter T-DM1.
Die PFS-Auswertung durch das unabhängige Expertengremium bestätigte die der Prüfärzte (HR 0,26; p = 6,5 x 10-24). Beeindruckend warzudem, dass im Vergleich zum Kontrollarm mehr als doppelt so viele Patienten unter T-DXd eine objektive Remission erzielten, betonte Prof. Cortés, darunter auch doppelt so viele komplette Tumorrückbildungen (ORR 79,7 % vs. 34,2 %; p < 0,0001 bzw. 16,1 % vs. 8,7 %). In der Gruppe mit T-DXd erreichten so zuzüglich der Teilnehmer mit stabilisierter Erkrankung 96,6 % eine Krankheitskontrolle im Vergleich zu 76,8 % unter T-DM1. Nur gut 1 % der Betroffenen wurde im Prüfarm primär progredient (vs. 17,5 %). Die Überlebensdaten seien, so Prof. Cortés, noch nicht reif. Sie zeigten aber einen positiven Trend für T-DXd mit einer Überlebensrate nach zwölf Monaten von 94,1 % verglichen mit 85,9 % (HR 0,56).
Insbesondere auf Lungentoxizität achten
Trotz einer deutlich längeren medianen Therapiedauer von 14,3 Monaten im Vergleich zu 6,9 Monaten ähnelte sich das Sicherheitsprofil beider Substanzen. Die Rate behandlungsbedingter Therapieabbrüche sowie Dosisreduktionen war unter T-DXd höher (12,8 % vs. 5,0 % bzw. 21,4 % vs. 12,6 %). Im Fokus stehe die Lungentoxizität, sagte Prof. Cortés. Sie lasse sich bei frühzeitiger Intervention handhaben. In der Studie trat keine Lungentoxizität des Grades 4–5 auf.
Die erste Auswertung der DESTINY-Breast03-Studie zeigt die Wirksamkeit von T-DXd und weist die Substanz als neuen Zweitlinienstandard für Patienten mit metastasiertem HER2+ Mammakarzinom aus. Dem schloss sich die unabhängige Kommentatorin Professor Dr. Shanu Modi vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York an.2 Einen so deutlichen Unterschied beim Verlauf der PFS-Kurven habe sie bei Patienten mit bereits vorbehandeltem, metastasiertem HER2+ Brustkrebs noch nicht gesehen.
- Cortés J et al. ESMO Congress 2021; Abstract LBA1
- Modi S et al. ESMO Congress 2021; Presidential Symposium 1