Medical Tribune
10. Aug. 2021Einen kühlen Kopf bewahren

Wie man Alopezie und anderen Toxizitäten begegnen kann

Unter der Therapie, aber auch im Rahmen der Nachsorge müssen Brustkrebspatientinnen regelmässig hinsichtlich möglicher behandlungs- bzw. krankheitsbedingter Begleiteffekte betreut und ggf. behandelt werden. Wichtig ist dabei auch, die Adhärenz gegenüber einer noch laufenden onkologischen Therapie aufrechtzuerhalten.

Ein oftmals belastendes Thema ist die Schleimhauttrockenheit, die beispielsweise unter endokriner Therapie mit einem Aromatasehemmer auftreten kann. Lässt sie sich mit Feuchtigkeitscremes oder Gleitmitteln nicht ausreichend lindern, empfehlen die Panelisten aus St. Gallen den Einsatz intravaginaler Östrogene. Allerdings dürfen nur vaginal applizierte östriolhaltige Östrogene verwendet werden. Diese gelten auch bei ER+ Brustkrebs als sicher und haben keinen negativen Einfluss auf den Therapieerfolg.

Frauen, unter Chemotherapie haben bekanntermassen ein Alopezie-Risiko. Laut Konsensus (69 %) sollten Kollegen ihnen routinemässig eine Kühlung der Kopfhaut anbieten. Eine höhergradige Alopezie kann so bei bis zu 40–50 Prozent der Patientinnen verhindert werden. Betroffene müssen aufgeklärt werden, dass es aufgrund der starken Kühlung zu Kopfschmerzen kommen kann, die jedoch reversibel sind. Für Deutschland gilt derzeit, dass die Abrechenbarkeit der Kühlhauben nur eingeschränkt möglich ist und ggf. im Vorfeld mit der Kasse besprochen werden sollte.

Um krankheits- und therapiebedingte Folgebeschwerden einer Brustkrebserkrankung zu lindern, sind laut den Experten unter anderem körperliche Aktivität und Bewegung, Akupunktur und eine Normalisierung des Körpergewichts wichtige Optionen, die nach individuellen Bedürfnissen oder Vorlieben der Frauen verfolgt werden sollten.

Entwickeln Patientinnen krankheitsbedingt eine depressive Symptomatik, empfehlen die Panelisten Meditation und eine auf Achtsamkeit fokussierte mindfulness-basierte Stressreduktion. Letztere könne auch eine Fatigue-Symptomatik positiv beeinflussen.

Beim Alkoholverzicht realistische Ziele anvisieren

Reduzierter Alkoholkonsum kann dazu beitragen, das Rezidivrisiko zu senken. Die Panelisten raten dazu, maximal ein alkoholisches Getränk pro Tag zu sich zu nehmen. Dies entspricht der Empfehlung der AGO Mamma, die den täglichen Alkoholkonsum auf maximal 6 g/d beschränkt. Wichtig sei jedoch auch, dass realistische Ziele angestrebt werden. Grundsätzlich gelte daher: je weniger Alkohol desto besser.