Medical Tribune
30. Okt. 2017Aufklärungsstrategien für Impf­skeptiker

Aufklärung stärkt Vorurteile gegen das Impfen

Auf der Suche nach geeigneten Aufklärungsstrategien für «Impf­skeptiker» startete das schottisch-italienische Forscherteam um Dr. Sara Pluviano vom Institut für Psychologie an der Universität Edinburgh eine Studie. Aufgenommen wurden 134 Studenten aus beiden Ländern – überwiegend weiblich und im Alter von durchschnittlich 25 Jahren. Viele hatten bereits ihren Master in der Tasche.

Die Studienautoren testeten verschiedene Überzeugungsstrategien. Eine davon war die Gegenüberstellung von Mythen und Fakten am Beispiel der wissenschaftlich längst widerlegten Vorstellung, die Masern-Mumps-Röteln-Impfung könne bei Kindern Autismus auslösen. In einer zweiten Gruppe wurden die geringen Impfrisiken mit den Gefahren einer Masernerkrankung in Tabellenform verglichen.

Falschinformationen nur schwer zu korrigieren

In der dritten Gruppe setzten die Studienautoren auf «Angstkorrektur». Sie nannten die Symptome von Masern, Mumps und Röteln und präsentierten gleichzeitig Bilder von erkrankten Kindern, ausserdem fragten sie die Teilnehmer, ob sie (später) ihre eigenen Kinder impfen lassen (würden).
Mit brisanten Ergebnissen: Statt falsche Einschätzungen zu überwinden, verstärkte die Präsentation wissenschaftlicher Fakten sogar noch den Glauben an einen impfbedingten Autismus. Und nach dem Anblick der ungeschützten, kranken Kinder waren die Studenten überzeugt, dass Vakzinen schwere Nebenwirkungen haben.

Bei der Bekämpfung falscher Informationen kann es offenbar passieren, dass sich diese noch mehr verbreiten, weil sie dem Hörer vertrauter erscheinen als die korrekten Sachverhalte.
Die Resultate zeigen nach Meinung der Autoren, dass sämtliche derzeit genutzten Strategien zur Korrektur von Falschinformationen beim Impfen wirkungslos sind, teilweise sogar Schaden stiften. Bevor man neue Gesundheitskampagnen auflegt, sollte man erst einmal deren Wirkung testen.

Pluviano S et al. PLoS ONE 12: e0181640.